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Lagern,
Mischen, Lösen
Tanks und
Behälter können die unterschiedlichsten Aufgaben erfüllen
- wenn sie richtig geplant sind
Vor noch nicht
allzu langer Zeit erinnerten die - damals als modern bezeichneten
Sirupräume ein wenig an Hexenkessel. Die Tanks waren im Fußboden
eingelassen, Zucker und Limonadengrundstoffe wurden einfach in
den Mannlochdeckel geschüttet, eingebaute Rührwerke
lösten die Trockenstoffe und mischten die Komponenten.
Lirum larum
Löffelstiel,
Alte Weiber essen viel,
Junge müssen fasten,
Brot liegt im Kasten,
Messer liegt daneben,
Ey was ein lustig Leben!
(Brentano
Clemens, Anfang des 19. Jahrhunderts)
Die Vorgehensweise
bei der Auswahl geeigneter Misch- und Rühreinrichtungen scheint
häufig ebenso so beschwingt und sorglos vonstatten zu gehen,
wie in diesem Kinderreim.
In Betrieben
der alkoholfreien Erfrischungsgetränkeindustrie werden Getränkewasser,
Süßungsmittel, Säuerungsmittel und Geschmacks-
und Aromakomponenten zu einem Getränk vermischt. Ob diese
Getränk noch mit Kohlendioxid versetzt wird, ist bei dieser
Betrachtung nicht von Interesse.
Die zu mischenden
Komponenten können flüssig oder fest sein.
Nachdem die
Planung neuer Anlagen verstärkt nicht mehr von den Anwendern
sondern von Architekten durchgeführt wurde, veränderte
sich die Technik deutlich. Die Siruptanks standen nun ebenerdig
und der Bediener stand davor.
Die Gebäudemaße
sahen Auslaufhöhen von max. 30 cm vor. Eine Festverrohrung
oder gar Automatisierung war nicht nur nicht vorgesehen, sondern
wegen des zur Verfügung gestellten Raumes kaum realisierbar.
Durchgänge von 30 bis 40 cm Breite sollten eine Reinigung
hinter den Tanks ermöglichen. Schläuche und fahrbare
Pumpen gehörten zur Standardausstattung.
Das Geld wurde
in den Markt und nicht in die Produktionsanlagen investiert. Nachvollziehbare
Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und Fehleranalysen fanden nicht
statt.
Je nach Philosophie
des Herstellers oder des Franchisegebers entstanden teilweise
sehr große Mischtanks, um eine Alterung mit Inversion in
der Sirupstufe zu gewährleisten. In anderen Betrieben versuchte
man das Getränk vollkontinuierlich herzustellen. Eine Dosierung
von Trockenstoffen in eine Flüssigkeit ist nach dem Stand
der Technik jedoch nur quasi-kontinuierlich mit der notwendigen
Genauigkeit möglich. Die notwendige Mess- und Regelungstechnik
für solche „vollkontinuierlichen“ Systeme ist
insbesondere bei einer entsprechenden Sortimentsvielfalt enorm
groß. Andere Betriebe bauten Systeme, bei denen Komponenten,
die häufiger bzw. bei zahlreichen Getränken benutzt
werden, wie z.B. Zitronensäure oder Einfachsirup, zusammen
mit sogenanntem Quasisirup das ist ein Fertigsirup, dem z.B. Einfachsirup,
Zitronensäure und Wasser fehlen kontinuierlich ausgemischt
werden. Der Aufwand jedes erdenkliche Getränk in diese Philosophie
zu pressen ist mit einem hohen apparativen Aufwand verbunden.
Einige, gut
geführte Betriebe analysieren vor dem Bau einer Anlage die
Rezepturen jedes einzelnen zu produzierenden Getränks. Sie
scheuen sich auch nicht Rezepturanpassungen zu erwägen.
Die Dosierung
von 2 l/h mit einer Genauigkeit von kleiner 1% bedeutet, das bei
einer Fließgeschwindigkeit von 2 m/s, die Solldosiermenge
etwa 0,28 ml gleichmäßig in einem Meter Leitung verteilt
beträgt, und die Abweichung nur 0,0028 ml in einem Meter
Leitung betragen darf. Das Einhalten dieser Toleranzen ist technisch
möglich. Mit einem hierfür konstruierten Dosierstrang
kann man aber nicht 50 oder 100 l/h dosieren. Der konstruktive
Aufwand zur Realisierung von Durchflussmengen von unter 100 l/h
mit entsprechender Dosiergenauigkeit unter Berücksichtigung
der Reinigungsfähigkeit ist relativ groß. Meistens
ist es möglich durch eine Rezepturanpassung (hinzufügen
von Wasser) diese Dosiermengen zu vergrößern und den
technischen Aufwand zu verringern, wobei die Wirtschaftlichkeit
direkt verbessert wird.
Bei der Analyse
der Rezepturen und der Produktionsmengen wird man häufig
zu dem Resultat kommen, das jede mögliche Anlagenlösung
einen Kompromiss darstellen würde. Bei größeren
Betrieben lohnt es sich häufig, verschiedene Systeme nebeneinander
zu betreiben. So haben klassische Sirupräume und Ausmischanlagen
auf Sirup- bzw. auf Getränkestufe nebeneinander ihre Daseinsberechtigung.
Die Anforderungen
an die Behälter sind in vielen Bereichen gleich und in nur
sehr wenigen unterschiedlich.
Um eine Anlage
vernünftig automatisieren zu können benötigt man
Bauhöhe! Eine Tankauslaufhöhe von 1,80 m ist für
die meisten Anlagen sinnvoll und auch ausreichend. Geringere Auslaufhöhen
sollte man nur planen, wenn man durch eine Detailplanung sich
davon überzeugt hat, das die geringere Auslaufhöhe wirklich
ausreicht. Es gibt immer noch Tankhersteller, die die Beine eines
Tanks ausschließlich für eine statische Belastung berechnen.
Zum einen sind die Tanks meist mit Rühreinrichtungen ausgestattet,
zum anderen stehen die Tanks nicht unbedingt vollkommen waagerecht;
die Tanks werden befüllt und entleert und möglicherweise
wird auch einmal eine Leiter angelehnt. So stumpfsinnig dies klingt,
ein Tankbauer hat zum Beispiel einen großen Drucktank gefertigt
und den Druck jedoch nur für einen leeren, d.h. mit Druckluft
befüllten Tank berechnet. Der Kunde hatte hier „versäumt“
dem Tankbauer zu sagen, das er in dem Tank gleichzeitig Getränk
und Druck haben wollte.
Man sollte
sich nicht scheuen, verbal, trivial die Funktion und Erwartung
in die Bestellung zu schreiben. Der Betriebsingenieur einer sehr
großen nordamerikanischen Brauerei schrieb einmal in eine
Bestellung, das er eine „Dampflock“ und keinen „italienischen
Sportwagen“ erwarten würde.
Auch die Beständigkeit
z.B. von Dichtungen ist regelmäßig ein Streitthema.
Einige Tankbauer vermuten offensichtlich, das durch die Sprühkugel
nur Wasser gespritzt würde und zeigen sich äußerst
verwundert wenn der Kunde mit Lauge und Säure cippen möchte.
Probenahmeventile
werden von den meisten Armaturenherstellern mit Rohrgewinde angeboten.
Gefragt, wo man die denn einsetzen würde bekommt man zur
Antwort, dass diese Ausführung sehr gut und zwar insbesondere
an Tankbauer verkauft würde. Die schweißen dann einfach
eine Muffe in die Tankwand und schrauben das Probenahmeventil
mit Flachdichtung oder Teflonband abgedichtet in den Tank. Falls
dieses Probenahmeventil in die Zarge eingebaut wird, ist es nicht
nur unhygienisch sondern auch unbedienbar, da durch die Auslaufhöhe
von 1.800 mm, die Zarge je nach Tankdurchmesser erst in etwa 2.200
mm Höhe anfängt. Probenahmeventile, deren Sitz in den
Tank eingeschweißt wird und die während der Reinigung
automatisch betätigt werden, sind die absolute Ausnahme.
Selbst in Steriltanks sucht man sie meist vergebens.
In zahlreichen
Tanks muss der Inhalt vermischt oder müssen Trockenstoffe
gelöst werden.
Es gibt Firmen,
die sich ausschließlich mit Rührwerken beschäftigen.
Man könnte erwarten, das sie Spezialisten wären, um
das optimale Rührwerk für eine bestimmte Aufgabe auszuwählen.
Leider sind sie jedoch meist vollkommen überfordert, wenn
der Anwender auflistet, was er alles mit ein und demselben Rührwerk
anfangen will. Wie bei Pumpenauslegungsprogrammen wird nach einem
Betriebspunkt gefragt. In der realen Wert kommen Punkte jedoch
nicht vor. Die prinzipielle Entscheidung für oder gegen ein
Prinzip kann der Rührwerksspezialist ebenfalls kaum wertfrei
treffen, da er hinter jeder Rührwerksaufgabe die von seiner
Firma verfügbare Technik sieht.
In Grundstoffbehältern,
die nicht für eine einzige Charge verwendet werden, muss
der Inhalt zunächst gemischt werden. Danach ist sicherzustellen,
das der Inhalt sich nicht entmischt. Diese Aufgabe erscheint auf
den ersten Blick sehr einfach zu sein. Eine erschwerende Bedingung
ist, das diese meist etwa 1000 l fassenden Grundstoffbehälter
nicht genormt sind und dass das Rührwerk in den Rührwerksbehälter
eine gewisse Zeit vor der Entnahme des Grundstoffs eingesetzt
werden muss. Da der Füllstand abnimmt, muss das Rührwerk
einen vollen ebenso wie einen fast leeren Behälter rühren
können ohne nennenswerte Mengen Luft einzuschlagen. Schnelllaufende,
kleine Rührwerke können einen fast leeren Grundstoffbehälter
randvoll mit einem cremigen Schaum auffüllen, der selbst
in einer Woche nicht wieder zusammen fällt. Eine Verarbeitung
dieses Grundstoffschaums ist nur noch gravimetrisch möglich,
wobei Massedurchflussmesser bei solch hohen Gasmengen nicht mehr
für die Messung geeignet sind.
Langsamlaufende,
große Rührwerke mit elektromotorischem Antrieb sind
relativ schwer und unhandlich, sodass für ihren Einsatz Hebevorrichtungen
benötigt werden. Große Balkenrührwerke mit luftmotorischem
Antrieb sind zwar leichter zu handhaben, die Überwachung
der Drehzahl ist jedoch aufwendiger und die Abluft aus dem Luftmotor
kann ein hygienisches Problem darstellen, falls die Druckluft
nicht entsprechend aufgearbeitet wurde. Der Energiebedarf des
Luftmotors ist etwa 100 mal höher als der des Getriebemotors.
Ein europäischer
Franchisenehmer, der eine der hochwertigsten maschinellen Einrichtungen
unter extrem professioneller Führung betreibt, hat durch
Versuchsreihen, die nach wissenschaftlich abgesicherten Kriterien
durchgeführt wurden, nachgewiesen, das die Limonadengrundstoffe
durch das Einleiten von CO2 homogenisiert werden können,
ohne das sich nennenswerte Mengen an CO2 lösen. Die erzielten
Dosiergenauigkeiten in diesem Betrieb liegen im Bereich des nach
dem Stand von Wissenschaft und Technik heute möglichen. Da
dies ein absoluter Vorzeigebetrieb ist, hat der amerikanische
Franchisegeber, entgegen seiner sonstigen Firmenphilosophie, diesem
Betrieb erlaubt, die Grundstoffe mit dieser Methode zu „rühren“.
Früher
wurden Siruptanks fast ausschließlich mit relativ schnelllaufenden,
mechanischen Rührwerken ausgerüstet. Umdrehungszahlen
von 1000 min 1 oder 1500 min 1 waren keine Seltenheit. Selbst
wenn die Tanks bis zur Nennfüllmenge gefüllt waren wurde
relativ viel Luft eingeschlagen, so dass trotz Entlüftungszeiten
von mindestens einer Stunde, sich in der oberen Schicht kleine
Luftblasen sammelten, die sogar nach einem eintägigem aging
noch vorhanden waren und die Dosiergenauigkeit, der mit volumetrischen
Dosiereinrichtungen ausgerüsteten Mixer, negativ beeinflussten.
Wenn kleinere Ansätze gerührt wurden, endete dies durch
den erheblichen Lufteintrag regelmäßig in größeren
Mengen von nicht verkaufsfähigem Produkt.
Zur gleichen
Zeit waren in Molkereien Strahl- bzw. Pumpenrührwerke im
Einsatz. Da diese ebenso falsch ausgelegt waren wie die mechanischen
Rührwerke in Betrieben der AFG-Industrie, vollzog sich der
Wandel dort genau entgegengesetzt.
Prinzipiell
kann mit einem Pumpenrührwerk mindestens so effektiv gerührt
werden wie mit einem mechanischen Rührwerk. Das Pumpenrührwerk
hat jedoch zahlreiche Vorteile bei der Reinigungsfähigkeit
und der Wartung.
Wenn man lehrbuchgerecht
ein Pumpenrührwerk einbaut, wird man die Flüssigkeit
leicht in eine Rotation versetzen können. Für den Whirlpool
in einer Brauerei, wo es darum geht Trubstoffe von der Flüssigkeit
zu trennen, ist dies sehr sinnvoll und gewollt. Zum Mischen oder
Lösen von Trockenstoffen ist dies jedoch nicht sonderlich
effektiv.
Zum Lösen
oder Mischen benötigt man Differenzgeschwindigkeiten. Wenn
man z.B. warmes und kaltes Wasser mischen will, unterscheiden
sich diese beiden Stoffe vornehmlich in der Dichte. Die durch
die Temperatur verursachten Unterschiede in der Viskosität
sind zu vernachlässigen. Durch Turbulenzen werden einzelne
Moleküle abgebremst und andere beschleunigt, so dass dies
bei Wasser mit verschiedene Temperaturen ausreicht.
Mechanische
Rührwerke in Siruptanks sind im Prinzip Axialpumpen, d.h.
sie pumpen die zu mischenden Bestandteile in Richtung Tankboden
oder seltener in Richtung Flüssigkeitsspiegel. Wenn sie vom
Rührflügel erfasst werden, werden sie beschleunigt und
durch die unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften gemischt.
Die verbleibende Zeit wandern sie relativ gezielt im Tank umher
ohne sich weiter zu mischen, bis sie wieder vom Rührwerk
erfasst werden.
Beim Pumpenrührwerk
findet im Pumpengehäuse eine Radialbeschleunigung statt,
die im Allgemeinen effektiver ist als die mit einem mechanischen
Rührwerk erzielbare. Wenn nun über eine Düse die
Flüssigkeit in den Tank eintritt, wird ein Teil der Flüssigkeit
im Tank mitgerissen und beschleunigt und der Hauptstrahl erfährt
eine negative Beschleunigung. Wenn der Strahl auf die gegenüberliegende
Tankwandung trifft entstehen Turbulenzen. Je nachdem wie diese
Düse gestaltet und angeordnet ist, kann dies sehr effektiv
sein.
Wenn auch
Trockenstoffe gelöst werden sollen ist es bei diesen Pumpenrührwerken
notwendig einen konischen Tankboden vorzusehen, da sich Trockenstoffe
auf einem flachen Tankboden absetzen könnten.
Vor einigen
Jahren hat ein Hersteller die gebrauchmustergeschützte Düse
speedisolv für Tanks mit flachem Tankboden entwickelt. Hier
ist der Eintritt zentrisch im Tankboden. Der größte
Teil der Flüssigkeit streicht über den Tankboden und
reißt die zu lösenden Feststoffe mit. Da der Auslauf
ebenfalls zentrisch angeordnet ist entsteht für alle Stoffe
mit einer höheren Dichte dies sind im allgemeinen die Trockenstoffe
ein Kurzschluss; d.h. sie werden in der Pumpe beschleunigt, in
der Rohrleitung abgebremst, in der Düse erneut beschleunigt
und auf dem Weg zur Tankwandung wieder abgebremst. An der Tankwandung
entstehen durch die Umlenkung Turbulenzen. Die Flüssigkeit
fliest nun über den Tankboden zurück zum Zentrum und
passiert dann erneut die Pumpe.
Ein kleiner
Teilstrom mischt durch eine Aufwärtsdrehbewegung den restlichen
Tankinhalt. Der Flüssigkeitsspiegel ist bei diesem Verfahren
nahezu unbewegt, d.h. die eingebrachte Energie wird fast ausschließlich
zum Mischen und Lösen verwendet.
Diese
Düse wird von dem Hersteller zu dem Lösesystem Powderpower
komplettiert, wobei die Trockenstoffe durch das natürliche
Saugvermögen einer Kreiselpumpe eingesaugt werden. Dies ist
viel effektiver und wirtschaftlicher als das Einsaugen über
nach dem Venturiprinzip arbeitenden Strahlpumpen.
Ein
AFG-Hersteller hat durch eine so veränderte Rührtechnik
die Lösezeit für die Herstellung einer Tafelwassersole
von über 2 Stunden auf unter 10 Minuten verkürzt, wobei
die installierte Antriebsleistung nahezu konstant blieb.
Auch
wenn sich „Lirum larum Löffelstiel“ ein wenig
wie ein Zauberspruch anhört, ist eine effektives Lösen
und Mischen keine Hexerei.
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