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Betriebstechnik
- Was ist das, wofür braucht man das?
- Eine Betrachtung
mit dem Ziel Kosten einzusparen -
Es ist schon
ein wenig verwunderlich, dass das Wort Betriebstechnik in vielen
Branchen eine vollkommen unterschiedliche Bedeutung zu haben scheint.
Betriebswirtschaftler, Elektrotechniker und Fahrstuhlbauer haben
hier ihre eigenen Definitionen.
Im Bereich
der Lebensmittel- und Getränkebetriebe zählt man üblicherweise
zur Betriebstechnik all das, was nicht direkt zur
· Herstellung,
· Behandlung und
· Verpackung
des Produktes, das als Hauptunternehmenszweck ausgewiesen ist,
benötigt wird.
Wer jetzt
sagt, das sei doch klar, der hat dem Verfasser einiges voraus,
da sich nach dieser Definition nicht alle Maschinen und Anlagenteile
eindeutig zuordnen lassen. Bei einigen Bereichen hingegen ist
es eindeutig.
Die Trafostation
z.B. wird man unzweifelhaft der Betriebstechnik zuordnen. Daraus
folgend, könnte man den elektrischen Strom als ganzes zur
Betriebstechnik rechnen, damit würden auch elektrische Sicherungen
und Schalter dazu zählen. Wenn es um einen Lichtschalter
geht, mag man noch zustimmen, wenn es sich aber um den Schalter
einer Produktionsmaschine handelt, dann wohl eher nicht.
Üblicherweise
zählen zur Betriebstechnik
· Wasserver- und Entsorgung
· Kälte
· Wärme
· Druckluft
· Haustechnik
Wenn man diese
klassische Aufteilung sieht, wird es immer wieder zu Grenzbereichen
kommen, die man nicht klar zuordnen kann. Man fragt sich nun vielleicht,
welche Vorteile eine Zuordnung bringt?
Wenn man etwas
verbessern will, muss man zuerst das Potential erkennen. Hierfür
ist zunächst eine Analyse des Soll- und des Ist-Zustandes
notwendig. Analyse bedeutet hier das aufteilen in kleine, handliche
Bereiche, die man für sich alleine betrachtet, problemlos
überschauen kann. Jedoch ist es häufig sinnvoller Prozesse
oder Funktionen anstelle von Bereichen auf den Prüfstand
zu nehmen.
Diese Vorgehensweise
ist nicht neu, jeder der sich mit Qualitätsmanagement beschäftigt,
kennt sie. Sie ist aber zunächst unbequem, da sie häufig
nicht in vorhandene Schemen und Kostenstellen passt.
Der erste
Schritt ist nun erst einmal Potentiale zu erkennen. Wenn die Hausfrau
das Pfund Salz beim Discounter kauft, weil es dort 80% billiger
ist als beim Tante Emma Laden um die Ecke, ist das Einsparpotential
bei der Position Salz zwar 80%, bezogen auf die Gesamtausgaben
eines Haushaltes aber kleiner als 0,01% und geniest damit keine
hohe Prioritätsstufe.
Wenn man sich
nun seine Ausgaben ansieht und diese nach der Höhe der Rechnungssummen
sortiert, wird man im oberen Bereich z.B. Rechnungen für
Strom und Gas aber auch für Reinigungsmittel, Wasser-/Abwasser
oder für Leergut finden.
Jeden dieser
Bereiche kann und sollte man individuell durchleuchten. Auch der
Bereich Leergut eignet sich hierfür hervorragend. Das Argument,
man würde sehr viel Fremdleergut von verantwortungslosen
Wettbewerbern, die extrem schlechtes Leergut in den Markt bringen,
von den Handelsketten zurück bekommen, ist bei näherer
Betrachtung vollkommen unhaltbar. Der Bereich Leergut zählt
jedoch sicher nicht zur Betriebstechnik, deshalb soll er hier
nicht weiter betrachtet werden.
Die Elektrizitätsrechnung
eignet sich für eine beispielhafte Darstellung besonders
gut, da elektrischer Strom im gesamten Betrieb verwendet wird.
Die Zuordnung
des Stromverbrauches ist natürlich am einfachsten, wenn eine
ausreichend große Anzahl an Messgeräten installiert
ist. Leider werden Strom und Wasserzähler noch häufiger
als geeignete Probenahmeventile „vergessen“. Man kann
sich jedoch behelfen, z.B. über eine Leistungsmessung und
eine Hochrechnung über die Betriebsstunden, dies funktioniert
z.B. bei Druckluftkompressoren mit einer ausreichenden Genauigkeit.
Andere Bereiche kann man eventuell durch Differenzmessungen erfassen.
Bei Differenzmessungen sollten man sich jedoch niemals auf Einzelmessungen
verlassen, da es häufig schwierig ist, die Richtigkeit des
Ergebnisses direkt zu erkennen. Dies soll an einem kleinen Beispiel
erläutert werden: Es wird der Stromverbrauch gemessen, während
alle Abteilungen des Betriebes arbeiten, eine zweite Messung findet
während der Frühstückspause statt, bei der alle
Abteilungen mit Ausnahme der Abfüllung nicht arbeiten, die
Abfüllung macht versetzt Frühstückspause und schaltet
die Anlagen nicht ab, während der Mittagspause steht nun
auch die Abfüllung. Wenn man nun annimmt, die Differenz zwischen
Frühstücks- und Mittagspause ist die Abfüllung
und die Differenz zwischen der Messung vor der Frühstückspause
und in der Frühstückspause sei die Produktion, kann
man sich deutlich irren. Große Verbraucher die keinen kontinuierlichen
Stromverbrauch haben, wie z.B. Druckluft- oder Kältekompressoren
können das Ergebnis bis zur Unbrauchbarkeit verfälschen.
Während
der Analyse eines Großbetriebes wurde festgestellt, dass
die Leistungsspitze während der Frühstückspause
lag, was zunächst unerklärlich schien. Nachdem jedoch
die Information hinzukam, dass die Büroangestellten ihre
Frühstückspause direkt im Anschluss an die Produktion
hatten, war die Erklärung bald gefunden. Über 100 Kaffeemaschinen,
meist die von der preiswerten Sorte vom Discounter mit Warmhalteplatten,
waren pünktlich ab etwa 5 bis 10 Minuten vor der Frühstückspause
im Einsatz. Hier Verbote auszusprechen oder gar Steckdosen mit
3 Ampere abzusichern, bringt hier wenig. Der Betrieb tauschte
die Kaffeemaschinen kostenlos gegen solche mit Thermoskanne aus
und bot in bestimmten zentralen Bereichen kostenlos Kaffee an.
Die Aktion, die natürlich von den Mitarbeitern äußerst
positiv aufgenommen wurde, amortisierte sich in weniger als 3
Monaten.
Die installierte
Leistung als Verbrauch anzunehmen, ist übrigens für
diese Betrachtungen unbrauchbar, da die Auslegung von Antriebsmotoren
häufig sehr großzügig erfolgt. Die Leistungsaufnahme
kann entweder direkt gemessen oder durch eine Strom- und Spannungsmessung
errechnet werden. Bei Drehstrommotoren wird wie folgt umgerechnet:
Leistungsaufnahme = Strom (A) * Spannung (V) * * cos f
Wichtig bei
allen Betrachtungen ist, dass die gefundenen Werte abgesichert
sind und dass nicht große, unklare Posten übrig bleiben.
Wenn man nun
jeden Prozess oder jede Funktion für sich betrachtet, stellt
man fest, dass meist mehrere Kostenarten und auch andere Einflüsse
zu berücksichtigen sind. Bevor man in die Euphorie des Sparens
verfällt, sollte man die qualitativen Anforderungen quantifizieren.
Dies soll
an 2 Prozessen beispielhaft dargestellt werden:
1.
Reinigung:
Wie jeder weiß ist der Reinigungsprozess abhängig von:
· Zeit
· Chemie (Art und Konzentration der eingesetzten Reinigungsmittel)
· Temperatur
· Mechanik
Die Reinigungsprozesse
sind sehr selten nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten optimiert.
Jedoch bevor man mit dem Optimieren anfängt, ist das Prozess-Ergebnis
messbar zu definieren, d.h. im Allgemeinen:
· keine visuell erkennbaren Anhaftungen (nach jedem einzelnen,
aber auch nach mehreren Reinigungszyklen),
· mikrobiologischer Befund im letzten Spülwasser entsprechend
der (QS-) Vorgabe
· letztes Spülwasser im Rücklauf frei von unzulässigen
Rückständen an Reinigungsmitteln oder sonstigen Fremdstoffen
(Trinkwasserqualität)
· Materialschädigung (bzw. -abtrag) so gering, dass
die angenommene Nutzungsdauer nicht negativ beeinflusst wird,
· Reinigungsdauer so, dass der Produktionsablauf nicht
mehr als tolerabel beeinflusst wird (in der Praxis wird man hier
eine konkrete maximale Reinigungszeit eintragen)
Selbstverständlichkeiten,
wie z.B. dass man die gesetzlichen Vorschriften einzuhalten hat,
gehören nicht dazu. Ebenso grundsätzliche, allgemein
bekannte Entscheidungen der Unternehmensführung (z.B. weil
sie in den Unternehmensleitlinien festgeschrieben sind) wie z.B.
kein Einsatz von bestimmten Stoffen, müssen nicht noch einmal
spezifiziert werden.
Wenn man dann
eine qualitativ akzeptable Lösung ausgewählt hat, die
die Wirtschaftlichkeit verbessert, sollten vor der Umsetzung trotzdem
alle Abteilungen informiert werden und eine Frist genannt bekommen,
in der sie widersprechen dürfen, denn bestimmte Einflüsse,
etwa auf bestehende Haftpflicht- oder Feuerversicherungen werden
die Fachabteilungen, die die neuen Reinigungsvorschriften genehmigen,
nicht überblicken können.
2.
Beleuchtung:
Der Verfasser
hat einmal eine Brauerei besucht, in der Leuchten für jeweils
2 Leuchtstoffröhren montiert waren, in denen sich jedoch
immer nur eine Leuchtstoffröhre befand. Man hatte so die
Stromkosten reduziert ohne vorher die Funktion festzulegen. Beleuchtung
bedeutet im Allgemeinen, dass in bestimmten Bereichen eine bestimmte
· Helligkeit mit einer bestimmten
· Farbtemperatur herrschen sollte.
Hier gibt es entsprechende Richtlinien und umfangreiche Untersuchungen
der Berufsgenossenschaften. In der Praxis wird in der Getränkeindustrie
die Beleuchtung nach „Gefühl“ ausgewählt.
Die Farbtemperatur wird selten beachtet, obwohl sie für das
Wohlbefinden der Mitarbeiter und somit für die Arbeitshygiene
immens wichtig ist. Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten sind
die Einschalthäufigkeit und die durchschnittliche Einschaltdauer
elementar.
Jeder kennt
Natriumdampflampen z.B. von der Straßenbeleuchtung her.
Sie haben eine Startphase von einer viertel Stunde und einen sehr
hohen Wirkungsgrad, sind somit für lange Einschaltdauern
und wenige Schaltzyklen konstruiert. Bei LED-Leuchten, die z.B.
als Orientierungslicht oder zur Prozessbeleuchtung eingesetzt
werden, kann es sein, dass ein Schalter teurer ist, als der Energieverbrauch
während der gesamten Nutzungsdauer der Leuchte. Leuchtstoffröhren
oder Energiesparlampen haben eine Startphase, in der der Energieverbrauch
und der Verschleiß deutlich höher sind, als während
des Betriebes. In Toilettenräumen kann es somit z.B. günstiger
sein, normale Glühfaden Lampen anstelle von Leuchtstoffröhren
zu installieren, falls das Licht laufend ein und ausgeschaltet
wird..
Insbesondere
bei der Beleuchtung ist die Gefahr groß, dass das „Energieeinsparungsteam“
an den Amortisationszeiten scheitert. Der Austausch von vorhandenen
Leuchten, gegen solche mit geringerem Energieverbrauch, rentiert
sich meist erst nach vielen Jahren. Wenn jedoch neu gebaut wird
und nur die Differenz der Anschaffungskosten zu berücksichtigen
ist, sind energieeffiziente Beleuchtungen häufig sehr wirtschaftlich.
Dieser Punkt ist ganz besonders wichtig, wenn solche Bereiche
über Ausschreibungen vergeben werden, da sonst der ausführende
Betrieb nur nach den Investitionskosten entscheidet.
Die
vorangegangenen Betrachtungen sollten das prinzipielle Vorgehen
veranschaulichen. Konkret sollen nachfolgend bestimmte Bereiche
in Form einer Checkliste angeschnitten werden.
Abb.
1 Beleuchtung in Afrika
Abb.
2 Beleuchtung in Deutschland
Wasser / Abwasser
In welchen Bereichen wird welche Wasserqualität benötigt?
Ist eine Auftrennung des Wassernetzes möglich? Kann mit einer
Regenwassersammelanlage z.B. die Toilettenspülung oder die
Grünflächenbewässerung durchgeführt werden?
Gibt es hierfür eventuell Zuschüsse (nicht nur aus Umweltschutztöpfen
sondern eventuell auch als Hochwasserschutz)?
Kann durch ein Misch- und Ausgleichsbecken oder eine Vorklärung
die Abwasserbelastung reduziert werden? Ist es möglich Getränkereste
(z.B. aus der Restentleerung der Waschmaschine) getrennt abzuführen?
Häufig nehmen Kläranlagen dieses hoch konzentrierte
Abwasser sehr gerne in Tankwagen an, um die Schutzfracht zur Steuerung
ihrer Anlagen gezielt erhöhen zu können. Falls diese
Möglichkeit nicht besteht, könnte aber für die
Behandlung der Getränkereste eine anaerob betriebene Kläranlage
in Frage kommen.
Kessel
Die Entscheidung für Dampf- oder Warmwasserkessel lässt
sich im nachhinein, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, kaum
noch korrigieren. Viele Betriebe haben falsche Vorstellungen vom
Wirkungsgrad ihrer Kesselanlage, meist wird der Brennerwirkungsgrad
dem Kesselwirkungsgrad gleichgesetzt. Bei der näheren Betrachtung
sind die Betreiber insbesondere von Schnelldampferzeugern häufig
erschüttert, wenn sie den wahren Wirkungsgrad erfahren. Bevor
der Brenner zündet, müssen die Züge gelüftet
werden, um eine Verpuffung zu vermeiden. Hierbei wird, falls der
Kessel nicht bereits vollkommen ausgekühlt ist, Wärme
abgeführt, d.h. jedes Einschalten des Kessels verringert
seinen Gesamtwirkungsgrad.
Transformatoren
Strom auf Mittelspannungsebene einzukaufen und eine eigene Trafostation
zu betreiben ist häufig günstiger, als Niederspannung
zu beziehen. Auch um das Brummen des Trafos zu erzeugen, ist Energie
notwendig. Viele Betreiber eigener Trafostationen haben sich noch
nie mit dem Wirkungsgrad des Trafos beschäftigt, häufig
lässt sich für relativ geringe Kosten der Wirkungsgrad
erhöhen, wenn durch einen zusätzlichen Transformator
die Leistung des vorhandenen Transformators reduziert wird.
Pumpen
Scheinbar beschäftigt sich kaum jemand mit den hydraulischen
Eigenschaften einer Pumpe. Mit geschmiedeten oder gegossenen Gehäusen
sind Wirkungsgrade um etwa 10 % oberhalb von tiefgezogenen Gehäusen
möglich. Durch einen Spiral- statt einem Ringkanal sind ebenfalls
etwa 10% bessere Wirkungsgrade zu erzielen. Höhere hydraulische
Wirkungsgrade bedeuten normalerweise auch eine höhere Produktschonung.
Abb. 3 Ring- und Spiralgehäuse
Wärmeübertrager
Höhere Wirkungsgrade bedeuten größere Wärmeübertragungsflächen.
Daraus folgen größere und teurere Apparate mit einem
größeren Füllvolumen. Durch das größere
Füllvolumen sind größere Mischphasen mit entsprechenden
Produktverlusten zu akzeptieren. Auch hier ist das Optimum durch
die Betriebsbedingungen zu ermitteln, je länger ein Produkt
ohne Zwischenspülen behandelt wird, desto wirtschaftlicher
ist ein besonders hoher thermischer Wirkungsgrad.
Getriebemotoren
Insbesondere im Abfüllbereich, als Antriebsmotoren der Transporteure,
findet man Getriebemotoren, die meist als Stirnradgetriebemotoren
bezeichnet werden. Hierbei handelt es sich um Schneckengetriebe
mit eher geringem Wirkungsgrad. Bei einer Neuanschaffung lohnt
es sich fast immer, ein wirkungsgradstärkeres Getriebe zu
wählen.
Diese
Auswahl kann natürlich nicht mehr als ein Denkanstoß
sein. Durch die Belastung des Tagesgeschäftes und durch Einsparungen
im Personalbereich fehlt es dem Techniker jedoch häufig an
der Zeit, sich nach dem Geld zu bücken, das direkt vor ihm
liegt.
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