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Die
Klapperstorchtheorie
Tipps und Tricks bei der Ausführung von KZE
Als
die ersten Kurzzeiterhitzer (KZE) installiert wurden, setzte
man ein großes Vertrauen in die Technik der Plattenapparate.
Zu diesem Zeitpunkt waren Bündelrohrwärmeübertrager
noch mit Flachdichtungen versehen und Kenntnisse über Grenzflächentemperaturen
wurden bei der Konstruktion von Bündelrohrwärmeübertragern
nur sehr begrenzt berüchsichtigt, sofern sie überhaupt
verfügbar waren.
Der
folgende Beitrag gibt praktische Hinweise für die Angebotseinholung,
sowie wichtige Hinweise für die verschiedenen KZE-Ausführungen.
Er wirft auch Fragen auf, die in der Brauereifachliteratur nicht
behandelt werden.
Bernd-Günther,
11 Jahre, geht in die 5te Klasse der Realschule. Er kommt nachhause
und erklärt, dass er jetzt wisse, wie das Wasser in die
Blätter der Bäume gelangt. Er hat im Unterricht ein
großes buntes Bild von einem skelettierten Baum gemalt.
Die Beschriftung sagt aus, das von den 30 m tiefen Wurzeln bis
in die 30 m hohe Baumkrone das Wasser gelangt weil an den Blättern
Wasser verdampfe und durch den entstehenden Unterdruck das Wasser
nachfließe.
Bernd-Günther
ist nicht begeistert als sein Vater den Lehrer anruft und ihn
fragt, was dieser Unsinn solle und polemisch Pisa-Studien und
anderen Elternfrust dem Lehrer an den Kopf wirft, als dieser
versucht über die Klapperstorchtheorie sein Vorgehen zu
rechtfertigen. Nach der Klapperstorchtheorie bietet man erst
einmal eine für den kindlichen Verstand logische aber falsche
oder unzureichende Erklärung an und hält diese solange
aufrecht, wie das Kind sie akzeptiert. Erst wenn der „Erwachsene“
es für sinnvoll hält oder das Kind zweifelnd nachfragt,
erzählt er das nächste Kapitel der „Wahrheit“,
das heißt Kapillarkräfte und osmotischer Druck werden
erst in den kommenden Schuljahren oder überhaupt nicht
behandelt werden.
Als
die ersten Kurzzeiterhitzer installiert wurden, setzte man ein
sehr großes Vertrauen in die Technik der Plattenapparate.
Zu diesem Zeitpunkt waren Bündelrohrwärmeübertrager
noch mit Flachdichtungen versehen und Kenntnisse über Grenzflächentemperaturen
wurden bei der Konstruktion von Bündelrohrwärmeübertragern
nur sehr begrenzt berücksichtigt sofern sie überhaupt
verfügbar waren.
Relativ
kostengünstig wurden mit den Plattenapparaten große
Übertragungsflächen realisiert, die zu kleinen Temperaturdifferenzen
mit dementsprechend hoher Wirtschaftlichkeit führten. „Prozentualer
Wärmerückgewinn“ ist seit dem ein Leistungsmerkmal
von Kurzzeiterhitzern, das ohne die Absolutwerte ähnlich
aussagekräftig ist wie die Kolbachzahl [Eiweißlösungsgrad]
beim Malz. Denn wenn bei gleicher Temperaturdifferenz die Temperatur
angehoben wird steigt der prozentuale Wärmerückgewinn
proportional an. Wenn hingegen die Temperaturdifferenz verringert
wird, steigt der Flächenbedarf proportional zur Verringerung
der Temperaturdifferenz an. Je kleiner die Temperaturdifferenz
bereits ist, desto geringer steigt jedoch der prozentuale Wärmerückgewinn
an. Eine kleinere Temperaturdifferenz und ein damit verbundener
höherer Wärmerückgewinn ist nicht nur eine Funktion
der eingesetzten Kapitalkosten sondern bei sinkender Temperaturdifferenz
vergrößert sich auch das Füllvolumen des Apparates
im selben Verhältnis wie die Fläche ansteigt. Bei
sonst unveränderten Verhältnissen steigt auch der
Druckverlust hierdurch direktproportional an. Der Energieaufwand
für das Anfahren der Anlage, für die Reinigung und
auch die Mischzonen der Reinigungsflüssigkeiten sind ebenso
höher, wie die Produktmischzonen bei Produktionsbeginn,
Produktumstellung und Produktionsende.
Wenn
bekannt ist wie der Kurzzeiterhitzer betrieben werden soll,
ist es möglich die wirtschaftlichste Lösung zu berechnen.
Nicht
nur durch die thermodynamischen Faktoren sondern vor allem durch
die hydraulischen Eigenschaften wird die Qualität der Auslegung
eines Plattenapparates bestimmt. Viele Lieferanten und Anlagenbauer
verlassen sich hier auf die als Auslegungsprogramme bezeichneten
Rechenprogramme der Plattenapparatehersteller, die im allgemeinen
vor Jahren von Fachleuten als reine Rechenhilfen erstellt worden
waren. Nach den hinterlegten Parametern nennen diese Programme
zwar Apparate die prinzipiell funktionieren, die aber selten
optimal auf den Anwendungsfall ausgerichtet sind.
Als
ein und dieselbe Anfrage von 3 verschiedenen Stellen an 5 verschiedene
Hersteller von Plattenapparaten geschickt wurde, waren die dann
erhaltenen 3 Angebote pro Plattenapparate-Hersteller nur bei
einem dieser Hersteller nahezu identisch. Bei einem Lieferanten
variierte die ausgewählte Übertragungsfläche
um den Faktor 1,5 zwischen dem kleinsten und größten
angebotenen Apparat, bei vollkommen identischer Anfrage! Normalerweise
sind die Anfragen nicht geeignet den optimalen Apparat auszulegen
bzw. es ist sogar nahezu unmöglich eine Anfrage so zu formulieren,
das der optimale Wärmeübertrager angeboten wird.
Im
einfachsten Falle wählt der Anbieter die billigste Lösung
weil er erwartet, das der Anfragende nicht den notwendigen Sachverstand
besitzt und über den Preis bei sonst identischen Eckdaten
entscheiden wird. Häufig werden vom Endkunden Forderungen
aufgestellt, die einen Apparat bedingen, der zur weitaus überwiegenden
Betriebszeit am Rande des Zulässigen oder Sinnvollen betrieben
wird, weil er ausgelegt wurde, damit er auch irgendeinen Sonderbetriebszustand
beherrschen kann. Das größte Problem in der Praxis
stellt sicherlich der Bereich des geforderten Durchflusses dar:
50% bis 110% der Nennleistung sind hier normal. Je größer
diese Spanne wird, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit
das ungünstige Betriebszustände auch akzeptiert werden
müssen.
Nach
der „Geiz ist geil“-Mentalität wird häufig
vom Lieferanten versucht die geforderten Eckdaten zu einem möglichst
geringen Preis zu realisieren. So werden z.B. sehr kleine Gestelle
gewählt, Platten verschiedener Prägung in ein und
demselben Apparat verwendet und die Schaltung nicht gleichförmig
ausgeführt. Insbesondere die beiden letzten Punkte erfreuen
sich zunehmender „Beliebtheit“. Wenn der Lieferant
ein detailliertes Angebot erstellt, können diese Sparmaßnahmen
leicht entdeckt werden. Einige Hersteller legen die Auslegungsdaten
jedoch nicht mehr dem Angebot bei. Selbst auf Nachfrage sind
einige Hersteller nicht bereit die detaillierte Planung des
angebotenen Apparates offenzulegen. Es wird empfohlen mit der
Anfrage vollständige Angebote inkl. der detaillierten Auslegung
anzufordern und Lieferanten die dieser Aufforderung nicht nachkommen
nicht zu berücksichtigen.
Auch
von einem Laien sind diese beiden Punkte leicht überprüfbar.
Die Prägung der Platten sollte für alle Platten die
gleiche sein. Diese Regel gilt zumindest für alle Apparate,
deren vorgesehene Betriebsbedingungen keine Extremzustände
beinhalten.
Um
die notwendige Strömungsgeschwindigkeit zu erreichen werden
Plattengruppen parallel betrieben. Höhere Strömungsgeschwindigkeiten
liefern einen besseren Wärmeübergang aber auch einen
höheren Druckverlust oft auch in Verbindung mit höheren
Grenzflächentemperaturen. Im Allgemeinen sollte die Schaltung
durch den gesamten Apparat hindurch identisch sein, d.h. wenn
z.B. in der Regeneration 8 mal jeweils 14 Platten parallel geschaltet
sind, sollten auch im Erhitzer und im Kühlabteil jeweils
14 Platten parallel geschaltet werden. Hierdurch kann sich eine
rechnerische „Flächenreserve“ von mehr als
100 % ergeben. Diese Reserve hat aber keine thermodynamischen
sondern ausschließlich hydraulisch begründete Ursachen.
Wenn
ein Kunde andeutet, dass nicht die Anschaffungskosten im Vordergrund
stehen, bedeutet dies leider nicht, das der Lieferant dies wirklich
richtig versteht.
Alternativ
zu der gerade beschriebenen Ausführung ist es insbesondere
bei großen Apparaten erwägenswert nicht einen Apparat
mit drei Abteilen sondern drei separate Wärmeübertrager
aufzustellen. Hierdurch müssen nicht drei verschieden Anforderungen
in ein und dasselbe Gestell gezwängt werden. Für die
Regeneration und die Kühlung werden hierbei Plattenapparate
mit deutlich unterschiedlichen Gestellen eingesetzt. Oder für
die Kühlung wird ein Bündelrohrwärmeübertrager
mit Kältemitteldirektverdampfung gewählt und nur die
Regeneration wird als Plattenapparat ausgeführt. Alleine
durch diese Maßnahme kann sich die Wirtschaftlichkeit
verbessern.
Der
Erhitzer wird bevorzugt als mit Dampf direktbeheizter Rohrbündelwärmeübertrager
betrieben. Plattenapparate können bauartbedingt keine 100prozentig
gleichmäßige Strömung gewährleisten. In
der Praxis sind bei Plattenapparaten Abweichungen von ±
10% von der mittleren Strömung normal. Diese Abweichungen
sind im Bereich der Regeneration und der Kühlung unkritisch.
Bei jedoch aus Qualitätsgründen höheren Pasteurisiertemperaturen
unter entsprechender Verkürzung der Zeit, können diese
Strömungsunterschiede die Bierqualität negativ beeinflussen.
Bier
im Erhitzer einer KZE direkt mit Dampf zu erwärmen ist
bis heute eher ungewöhnlich. Deshalb soll nachfolgend ein
Erhitzer als Plattenpaket mit Sekundärkreislauf mit einem
dampfdirektbeheizten Rohrbündelwärmeübertrager
verglichen werden.
In
diesem Beispiel sollen 350 hl Bier pro Stunde von 68°C auf
73°C im Erhitzer erwärmt werden. Die daraus resultierende
thermische Leistung beträgt ca. 200 kW. Bei einem Plattenapparat
würde der Sekundärkreislauf üblicherweise mit
etwa 75°C im Vorlauf und 72°C im Rücklauf betrieben.
Hieraus ergibt sich eine mittlere logarithmische Temperaturdifferenz
von 2,9 Kelvin. Bei einem k-Wert von 2.500 Watt/m²K ergäbe
sich beim Plattenerhitzer eine Übertragungsfläche
von ca. 28 m². Wenn man nun einen Bündelrohrwärmeübertrager
mit ebenfalls 28 m² wählen würde und annimmt,
das durch eine passende Auslegung der k Wert ebenfalls 2500
Watt/m²K beträgt, ergäbe sich eine notwendige
Dampftemperatur von nur 74,1°C, d.h. etwa 1°C weniger
als beim Plattenapparat mit Sekundärkreislauf.
Der
Hauptunterschied eines Wärmeübertragers mit flüssig:flüssig
Betrieb gegenüber einem Wärmeübertrager in dem
auf einer Seite Dampf kondensiert liegt darin, das durch die
Zustandsänderung die Temperatur auf der Dampfseite nahezu
konstant ist. Diese sehr banal klingende Erkenntnis ist ein
unschlagbarer Vorteil. Bündelrohrwärmeübertrager
können so ausgelegt werden, das sie von den Strömungsverhältnissen
und von der Grenzflächentemperatur her dem Plattenapparat
deutlich überlegen sind.
Beim
obigen Beispiel mit 73°C und einer üblichen Heißhaltezeit
von 30 Sekunden ergibt sich eine thermische Belastung von 38
Pasteurisationseinheiten. Wenn die Heißhaltezeit auf nahe
0 Sekunden reduziert wird, d.h. die Pasteurisation ausschließlich
beim Erwärmen und Abkühlen statt findet, müsste
eine Temperatur im Bier von fast 79°C erreicht werden, um
die 38 Pasteurisationseinheiten zu realisieren. In diesem Temperaturbereich
bedeuten jedoch Regelabweichungen von 0,5°C eine Veränderung
der thermischen Belastung von deutlich über 10%.
Der
Regelkreis: Temperaturmessung im Bier am Austritt des Erhitzers
und Steuerung des Dampfventils am Wärmeübertrager
des Sekundärkreislaufs, ist sehr träge. Akzeptable
Ergebnisse erzielt man nur, wenn der Bier-Volumenstrom sich
nur sehr langsam oder auch gar nicht verändert.
Die
Funktion zwischen Druck und Kondensationstemperatur ist eine
feststehende physikalische Größe. Eine Druckmessung
ist sehr schnell und sehr präzise. Beim mit Dampf direktbeheizten
Rohrbündelwärmeübertrager als Erhitzer einer
KZE können Ergebnisse erzielt werden, die um mindestens
den Faktor 10 genauer sind, als bei klassischen Lösungen
mit Plattenpaket und Sekundärkreislauf. Da der Rohrbündelwärmeübertrager
auf der Dampfseite unterhalb des atmosphärischen Druckes
betrieben wird sind geänderte Dampf- und Kondensatarmaturen
inkl. einer aktiven Entlüftung notwendig.
Bei
der Herstellung von Wärmeübertragungsplatten kann
es zu Mikrorissen kommen, die bei den routinemäßigen
Produktions- und Qualitätsprüfungen nicht entdeckt
werden. Insbesondere bei der Erstinbetriebnahme - aber auch
nach einem Betriebsstillstand - wird häufig ein flüssigkeitsleerer
Plattenapparat durch eine Rohrleitung befüllt. Durch die
vor der Flüssigkeitssäule vorhereilende Luft können
Tröpfchen auf sehr hohe Geschwindigkeiten beschleunigt
werden. Auch die Geschwindigkeit der Flüssigkeitssäule
selbst wird häufig nicht kontrolliert und deutlich unterschätzt.
Hierdurch können beim Eintritt in den Plattenapparat so
hohe Kräfte auftreten, das Platten mechanisch beschädigt
werden. Während einer Überprüfung von gebrauchten
Plattenapparaten bei einem Gebrauchtmaschinenhändler wiesen
deutlich mehr als die Hälfte der untersuchten Apparate
mindestens eine Platte mit einem Riss auf. Diese Risse sind
im Allgemeinen so klein, das sie ohne Hilfsmittel visuell nicht
erkannt werden können.
Das
Risse in Platten regelmäßig auftreten ist seit Jahren
bekannt. Aus diesem Grunde werden Anlagen nach dem Stand der
Technik immer mit positivem Druckgefälle ausgeführt.
D.h. es wird sichergestellt, dass das Eiswasser im Kühler
oder das Heißwasser im Sekundärkreislauf nie einen
höheren Druck aufweisen kann als das Bier auf der anderen
Seite der Platte. Durch eine Druckerhöhungspumpe nach der
Regeneration wird sichergestellt, das der Druck des thermisch
behandelten Bieres stets höher ist als der des unpasteurisierten
Bieres.
Wenn
die Risse jedoch so klein sind, das man sie mit dem bloßen
Auge nicht erkennen kann, kann man dann Flüssigkeit einfach
durch diese Risse hindurchpumpen? Könnte es sein, dass
der osmotische Druck - ähnlich wie beim 30 m hohen Baum
- und nicht der Pumpendruck die Flussrichtung bestimmt? Ist
der osmotische Druck im Bier nicht üblicherweise höher
als der im Warmwassersekundärkreislauf oder im Glykolwassergemisch?
Wäre es sinnvoll, z.B. durch das Hinzufügen von geeigneten
Salzen, den osmotischen Druck im Heiz- und Kühlwasser zu
erhöhen?
Üblicherweise werden diese Fragen nicht gestellt. Die Thematik
wird in der Brauereifachliteratur nicht behandelt. Warten wir
auf den Klapperstorch, das er uns die Fortsetzung erzähle.
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