[Anm.:
(falls Sie auf diese Seite direkt durch einen link einer Suchmaschine
gekommen sein sollten),
dies ist ein kostenloser Service von www.sachverstand-gutachten.de
der
Verfasser lädt Sie zum stöbern ein
und freut sich über Rückmeldungen - bitte beachten Sie
die Hinweise zum copyright unter Kontakt]
Aseptik
- eine Steigerungsform von „Hygienische Ausführung“?
Eine
Begriffsbestimmung
Das
Wort Sauberkeit ist offensichtlich nicht „cool“ genug,
so dass vermehrt das Wort Hygiene als Pseudonym für Sauberkeit
verwendet wird. Auch die EHEDG verwendet das Wort Hygiene vornehmlich
im Sinne von Sauberkeit bzw. Reinigungsfähigkeit. Dies ist
jedoch nur ein sehr winziger Teilaspekt der Hygiene.
Der
maßgebliche Mitarbeiter eines von der EHEDG akkreditierten
Labors behauptete im Jahre 2005, das Scheibenventile nicht hygienisch
wären - wie seiner Meinung nach ja jeder wisse - und deshalb
auch nicht von der EHEDG „abgenommen“ werden könnten.
Als man ihm sagte, das es ein „abgenommenes“ Scheibenventil
gäbe, versuchte er zunächst das hoch angesehene, von
der EHEDG selbstverständlich ebenfalls akkreditierte Labor
eines westlichen Nachbarstaates in Misskredit zu bringen. Seine
Inkompetenz gipfelte darin, dass er, um sein Geplapper zu rechtfertigen,
Begriffe wie Hygiene und Aseptik verwendete ohne diese Begriffe
verstanden zu haben. Der EHEDG kann nur empfohlen werden, die
Mitarbeiter der akkreditierten Laboratorien besser zu schulen.
Das
Wort Sauberkeit ist offensichtlich nicht „cool“ genug,
so dass vermehrt das Wort Hygiene als Pseudonym für Sauberkeit
verwendet wird. Auch die EHEDG verwendet das Wort Hygiene vornehmlich
im Sinne von Sauberkeit bzw. Reinigungsfähigkeit. Dies ist
jedoch nur ein sehr winziger Teilaspekt der Hygiene.
Begriffe
wie Hygiene, Desinfektion oder Aseptik wurden vor über 100
Jahren zunächst in der Medizin verwendet. Hygiene bedeutet
hiernach die Beeinflussung der Gesundheit und des Wohlbefindens
des Menschen. Hygéia, die griechische Göttin für
Gesundheit, stand Pate bei der Namensgebung.
Das
heißt, alles was einen direkten oder indirekten Einfluss
auf das Wohlbefinden hat, wird im weitesten Sinne zur Hygiene
gezählt. Ein wichtiger und großer Bereich ist die Umwelthygiene.
In diesen Bereich fallen z.B. Emissionen jeglicher Art, inkl.
Strahlung, Lärm und Vibrationen. Aber auch Aspekte wie Ergonomie
haben einen Einfluss auf das Wohlbefinden und gehören deshalb
ebenso wie z.B. die Beleuchtung oder Klimatisierung zur Hygiene.
-
Würde man, ohne ihn vorher zu reinigen (!), von einem Teller
essen, der den ganzen Sommer über offen auf der Terrasse
gestanden hat?
- Wie wird Vollkornmehl hergestellt?
- Wird das Getreide vor der Vermahlung gewaschen?
- Welche Verschmutzungen von Staub bis Vogelkot treten auf?
- Ab wo gelten welche Hygienemaßnahmen?
- Sind die selben Maßnahmen bereits beim Bauern auf dem
Feld anzuwenden wie in einer Brotfabrik?
- Ist Hygiene ein qualitatives Merkmal oder ist sie z.B. über
den Keimgehalt quantifizierbar?
Die
Antworten auf diese Fragen fallen nicht leicht, denn allzu leicht
verstrickt man sich in Widersprüche beim Versuch eine akzeptable
Antwort zu finden.
Eine
Maßnahme, die in einem Falle hygienisch einwandfrei ist,
kann in einem anderen Falle unhygienisch sein. Ein Wasserhahn,
der zur hygienisch einwandfreien Entnahme von Trinkwasser in der
Küche dient, wird in einem Lebensmittelbetrieb im Produktbereich
aus „hygienischen Gründen“ nicht eingesetzt.
Toilettenpapier zweckbestimmend eingesetzt ist dem Wohlbefinden
zuträglich. Nahrungsmittel in Toilettenpapier gewickelt würden
- obwohl aus Sicht der (mikrobiologischen) Sauberkeit vollkommen
unproblematisch - von vielen Leuten abgelehnt werden.
Hygiene
hat etwas mit kulturellen Wertevorstellungen zu tun! Ein sehr
wichtiger Aspekt hierbei ist der Ekel.
Zollstock,
Schieblehre, Schraubenzieher, Stundenkilometer, Wärmetauscher,
Hygiene, Worte die sich im Sprachgebrauch für etwas bestimmtes
etabliert haben. Teilweise wissen nur Fachleute, das Wärme
nicht ausgetauscht wird wie eine fremde Währung in der Wechselstube
sondern die Bezeichnung Wärmeübertrager korrekt wäre.
Es ist zwar möglich das Produkt aus Kilometer und Stunde
zu bilden, aber üblicherweise wird es fälschlicherweise
für die Geschwindigkeitsangabe, die richtig in Kilometer
pro Stunde angegeben wird, verwendet.
Auch
wenn das Wort Hygiene im gewohnheitsgemäßen Sprachgebrauch
meist für Sauberkeit oder Reinigungsfähigkeit verwendet
wird, ist dies doch falsch.
Zustände
die krank machen oder ein Unwohlsein hervorrufen sind unhygienisch.
Dies fängt bei der Sozialhygiene an [Stichwort: Mobbing]
geht über Ekel bis hin zu verdorbenen Produkten in denen
sich toxische oder/und virulente Stoffe [Fähigkeit, in gesundes
Gewebe einzudringen, sich dort zu vermehren und zu schädigen]
befinden.
Ein
Kükenhahn, z.B. als Probenahmeventil am Einlauf des Füllers,
unfachmännisch mit Rohrgewinde in eine Muffe eingeschraubt,
ist nicht CIP-fähig, hat tote Enden, ist schwer bedienbar
und häufig undicht und entspricht trotzdem den Grundregeln
der Hygiene im ursprünglichen Sinn.
Einige,
meist große Firmen haben deshalb folgerichtig Hygiene in
ihren Einkaufsbedingungen definiert. Sie verlangen z.B. das alle
Bauteile entsprechend den Richtlinien der EHEDG konstruiert [dies
bedeutet nicht zwangsläufig eine Abnahme durch ein von der
EHEDG akkreditiertes Labor] und gemäß GMP [good manufacturing
practice - „gute Herstellungsverfahren“] gefertigt
werden. Werksprüfzeugnisse nach 2.2 gemäß EN 10204
werden als Dokumentation für die Einhaltung der gestellten
Forderungen mitbestellt. Falls ein Hersteller hierfür einen
(nennenswerten) Aufschlag verlangt, sollte dies einem zu denken
geben was dieser Hersteller ohne diese Forderungen geliefert hätte,
da es eigentlich keinen Mehraufwand bedeutet und damit keinen
Aufschlag rechtfertigt.
CIP-fähig
bedeutet die Reinigungsfähigkeit ohne Demontage. Der Hersteller
eines Kugelventils mit sogenannter C-Kugel verlangt, das während
der (automatischen) Reinigung das Ventil regelmäßig
geschaltet wird, um ein zufriedenstellendes Resultat während
der Reinigung zu erreichen. Probenahmeventile müssen zur
Reinigung während der CIP geöffnet werden und am Ende
der CIP geschlossen sein, um ein eindringen von atmosphärischer
Luft zu verhindern. Bei der heute üblichen automatischen
CIP ist dies nur möglich, wenn diese Ventile mit automatisch
betätigten Antrieben ausgerüstet sind. Insbesondere
bei Probenahmeventilen gehört dies bei den meisten Lieferanten
nicht zum Standard und kann mit Hinweis auf die Hygiene nicht
verlangt werden, da ein Rest Waldmeisterbrause in der darauffolgenden
Cola nicht auffällt, nicht krank macht und auch meist keinen
Ekel verursacht, wäre er aus hygienischer Sicht akzeptabel.
Unfachmännische
Montage eines Probenahmeventils mit Flachdichtung und langem Totraum:
Eine
sehr brauchbare Definition der Reinigung ist die Angabe einer
maximal zulässigen Keimzahl im letzten Spülwasser sowie
die Forderung, das nachdem ein koffein- und zuckerhaltiges Getränk
abgefüllt wurde, nach der Reinigung an keiner Stelle der
Anlage Zucker oder Koffein nachweisbar sein dürfen. Manuell
auszuführende Arbeiten, z.B. das Schalten von Umschaltbögen
oder von manuell zu betätigenden Ventilen sollten vor der
Vertragsunterzeichnung oder Bestellung klar definiert sein. Eine
Formulierung wie: „... außer den unter... genannten
Arbeiten sind keinerlei manuell durchzuführende Arbeiten
notwendig, um mit einer automatisch durchgeführten Reinigung
sichtbare Verunreinigungen zu entfernen, eine Keimzahl von unter
1 Hefezelle pro 100ml im letzten Spülwasser sowie Koffein-
und Keimfreiheit zu erreichen“.
Aseptik
bezeichnet die Keimfreiheit. Da es in der Technik und im realen
Leben ein 100% Resultat im allgemeinen nicht gibt, haben einige
Branchen den Begriff Aseptik intern „ausgehandelt“
Mineralwasser
von internationalem Konzern aseptisch abgefüllt, Schimmelpilzwachstum
nach deutlicher Überschreitung des MHD
Auch
in der Medizin bedeutet Asepsis nicht zwingend, das eine Wunde
100% keimfrei ist, sondern nur, das der Keimgehalt so niedrig
ist, das eine Infektion nicht stattfinden kann.
Viele
aseptische Bauteile genügen den Ansprüchen in der Lebensmittel-
und Getränkeindustrie nicht. Z.B. sind Ventile aseptisch,
wenn der Produktraum sterilisierbar und vom Antriebsraum hermetisch
getrennt ist. Dieser Anforderung genügen z.B. Membranventile
in Nierenform mit Gehäusen aus Feinguss ohne weitere Behandlung
der Oberfläche, d.h. mit mittleren Rauhtiefen von ˜
6 µm. Im Gegensatz zu Schmiedeteilen ist es technisch nicht
möglich Feinguss absolut lunkerfrei herzustellen. Selbst
bei einer Röntgenprüfung fallen kleine Lunker im Größenbereich
von wenigen Mikrometern im allgemeinen nicht auf. Übliche
Membranventile in Nierenform verfügen weder über eine
definierte Verformung der Dichtung noch über einen metallischen
Anschlag.
Tiefgezogenes
Rohr, wie es in der pharmazeutischen Industrie regelmäßig
verwendet wird, hat innen eine mittlere Rauhtiefe die ein vielfaches
von dem beträgt, das längsnahtgeschweißtes Getränkeleitungsrohr
aufweist. Außen werden diese „Pharmarohre“ üblicherweise
geschliffen, damit sich im Betrieb kein Staub absetzen kann. Aus
dem selben Grund werden dort waagerechte Leitungen auch oberhalb
einer abgehängten Decke verlegt. Innen reicht den Pharmabetrieben
eine Hitzesterilisation aus, um eine keimfreie Oberfläche
zu erreichen.
So
wie die technischen Möglichkeiten es heute erlauben Drehteile
ohne weitere Oberflächenbehandlung mit einer Rauhtiefe von
< 0,8 µm herzustellen, so steigen die diesbezüglichen
Forderungen der Kunden. Wer eine besonders gleichmäßige,
glänzende Oberfläche wünscht, sollte sie möglichst
mit Vergleichsmustern beschreiben. Die Nennung einer mittleren
Rauhtiefe ist hierfür jedoch kaum geeignet.
Elektrolytisches
Polieren verringert die Oberfläche und macht bereits aus
Gründen des Korrosionsschutzes Sinn. Die alleinige Angabe
der Rauhtiefe sagt jedoch wenig über die Oberflächengüte
aus.
Da
Begriffe wie Hygiene, Aseptik, CIP-fähig oder mittlere Rauhtiefe
vom Kunden häufig in Erwartung bestimmter Eigenschaften verwendet
werden, ist der Streit vorprogrammiert wenn der Lieferant liefert
„wie bestellt“.
Dem
Kunden muss deshalb dringend empfohlen werden - falls nötig
mit externer Hilfe - Funktionen und Erwartungen in seiner Bestellung
detailliert zu beschreiben. Die vom Lieferanten im Angebot gewählten
Bezeichnungen reichen hierfür meist nicht aus bzw. sind zur
Beschreibung der erwarteten Funktion und Qualität häufig
vollkommen unbrauchbar.
|