Batch
oder Inline? - Wirtschaftlichkeit und technische Grenzen
Uhren und Aktentaschen werden meist nicht
nach ausschließlich wirtschaftlichen Gesichtspunkten gekauft.
Produktionseinrichtungen
hingegen sollten nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten
ausgewählt werden. Wobei hier selbstverständlich nicht
die reinen Investitionskosten, sondern die Kosten, die während
des voraussichtlichen Einsatzzeitraumes ergebendes Gesamtkosten
gemeint sind.
Beim
Kauf eines PKW berücksichtigt fast jeder zumindest die
Treibstoffkosten und stellt dann später fest, dass die
Wartung und Reparatur ebenso wie die Versicherungseinstufung
die Gesamtwirtschaftlichkeit deutlich beeinflussen können.
Der Service und die Ergonomie beeinflussen die Verfügbarkeit
und die Gefahr durch einen Fehler Kosten zu verursachen.
Zunächst sollen hier die Begriffe
„batch“ und „Inline“ kurz erläutert
werden:
· Das neudeutsche Wort batch sagt aus, dass etwas als
Charge oder Einheit hergestellt wird. D.h. im Falle der Getränkebereitung
bedeutet dies, dass die Zutaten in ein Behältnis gegeben
und dort möglichst homogen gemischt werden, bevor meist
kontinuierlich, ihre Weiterbehandlung (kurz-zeiterhitzt, karbonisiert)
oder Abfüllung erfolgt.
· Inline bedeutet, dass vollkontinuierlich in einer Rohrleitung
die Zutaten zu-sammengemischt werden.
Es
gibt auch Kombinationen beider Systeme, wo z.B. Trockenstoffe
in kleinen Einheiten gemischt und dann kontinuierlich zudosiert
werden. Mischsysteme, die vollautomatisch in kleinen Einheiten
„in line“ mischen, d.h. dass das System in eine
Rohrleitung eingebunden ist, sind unzweifelhaft batch Systeme,
auch wenn deren Befürworter und Hersteller sie gerne den
Inline Systemen gleich setzen. Sie haben spezifische Vorteile,
die nachfolgend selbstverständlich dargestellt werden sollen.
Es soll jedoch kein Plädoyer für
oder gegen ein System gehalten werden. Wenn ein System nur Vorteile
hätte, würde es das andere System nicht geben. Dieser
Aufsatz soll die Unterschiede und spezifischen Vorteile der
Systeme herausstellen, um die Entscheidung zu erleichtern.
Nicht
alle Bewertungskriterien, sind für alle Betreiber gleich
wichtig bzw. einige Kriterien können für einige Betriebe
entscheidend und für andere vollkommen irrelevant sein.
Als erklärendes Beispiel sei hier der Platzbedarf genannt,
bei Neuanlagen kann man möglicherweise den Gebäudeanteil
in Anrechnung bringen, wenn auch das Gebäude normalerweise
nicht größer oder kleiner ausgeführt würde,
nur weil eine Anlage 2 m² weniger Platz benötigt.
Bei Erweiterungen oder Ersatz vorhandener Anlagen kann ein zu
großer Platzbedarf hingegen ein k.o.-Kriterium sein und
ein geringerer Platzbedarf keine echten Vorteile bieten.
Im wesentlichen
lassen sich die Entscheidungskriterien in drei Gruppen einteilen:
1. Qualität:
· Dosiergenauigkeit
· Ergonomie / Bedienbarkeit
· Reinigungs- und Sterilisierbarkeit
· Zuverlässigkeit / Sicherheit
· Dokumentation
· Probenahmemöglichkeiten
2. Betriebskosten
· Dosiergenauigkeit
· Kosten beim Produktwechsel (Produktionsstart/-ende):
Umstellverluste (Sirup- /Produktkosten, Abwasserkosten, Umstellzeit)
· Verbrauch von CO2, Wasser, Strom, Druckluft etc.
· Reinigungskosten (Wasser, Reinigungsmittel, Energie,
Zeit)
· Wartungs- und Reparaturkosten
· Fehlerkosten
3. Investitionskosten
· Anschaffungskosten
· Installationskosten (Transport, Einbringung und Montage,
bauliche Veränderungen, Kosten der Steuerungs-Integration
(Steuerung, Kommunikation mit Füller und CIP-Anlage, BDE),
Schallschutzmaßnahmen, Inbetriebnahmekosten)
· Platzbedarf
Die
vorgenannte Auflistung kann bei einem Vergleich auch als Checkliste
dienen. Prinzipiell kann die Liste natürlich noch erweitert
oder weiter differenziert werden. Erfahrungsgemäß
reicht jedoch die obige Aufteilung vollkommen aus, um einen
de-taillierten Vergleich durchzuführen.
Zunächst sollen einige der vorgenannten
Begriffe erläutert werden:
·
Dosiergenauigkeit
Der
Einfluss auf die Qualität ist offensichtlich. Normalerweise
werden ein Sollwert und eine obere und untere Toleranz für
jede zu dosierende Komponente festgelegt. Die Toleranzen werden
so gewählt, dass der Konsument die Unterschiede innerhalb
der Toleranz üblicherweise nicht wahrnehmen kann. Produkte
die außerhalb der Toleranz liegen können zu Konsumentenbeanstandungen
führen. Wenn eine Mischeinrichtung nun mit einer wesentlich
höheren Genauigkeit betrieben werden kann, kann ggf. der
Sollwert abgesenkt werden, da trotzdem das gesamte hergestellte
Produkt innerhalb der Toleranz liegt, der Mittelwert liegt jedoch
niedriger wodurch Kosten eingespart werden.
·
Ergonomie / Bedienbarkeit
Dies
ist ein Bereich der schwer quantifizierbar ist. Selbstverständlich
leuchtet es jedem ein, dass Lärm krank machen kann. Aber
auch Maschinen mit schlechter Bedienbarkeit können das
Unzufriedenheitspotential eines Mitarbeiters erhöhen. es
ist nachgewiesen, das glückliche und zufriedene Mitarbeiter
seltener krank sind.
· Reinigungs- und Sterilisierbarkeit
Dies sollte eine Selbstverständlichkeit
sein. Insbesondere batch Systeme, dazu gehören auch die
„in line - mini batch Systeme“, haben hier häufig
Defizite.
o T-Stücke,
o Muffen ohne frontbündigen O-Ring und ohne Leckageanzeige,
o Behälter in denen ein Sumpf verbleibt oder die geflutet
werden müssen
o nicht ausreichende Strömungsgeschwindigkeiten,
o manuell zu bedienende Komponenten, inkl. Probenahmeventile
sind die häufigsten Konstruktionsdetails, die eine zeitgemäße
Reinigung und Sterilisation verhindern. Prinzipiell sind Inline-Systeme
einfacher so zu konstruieren, dass sie vorbildlich reinigungsfähig
wären. Leider werden aber auch hier Fehler gemacht:
o Zirkulationsleitungen und Bypass-Regelungen,
o nicht optimal gestaltete Strahldüsen,
o nicht reinigungsfähige (zwangsfördernde) Pumpen,
o ungünstige Strömungsverhältnisse.
Prinzipiell lassen sich diese und weitere
Fehler bei beiden Systemen beobachten. Garantien nützen
hier wenig. Falls der eigene Sachverstand nicht ausreicht sollte
man einen Berater seines Vertrauens hinzuziehen.
· Zuverlässigkeit / Sicherheit
· Wartungs- und Reparaturkosten
· Fehlerkosten
Diese
Punkte sind ebenfalls schlecht quantifizierbar. Bei bewährten
Systemen kann man natürlich die Betreiber vorhandener Anlagen
befragen, dadurch kauft man jedoch eher eine Technik von gestern.
Sinnvoll ist hier eine seriöse Analyse der gesamten Anlage
und jeder einzelnen Komponente. Auch hier kann ein Berater von
Vorteil sein.
· Dokumentation
Unabhängig
davon, dass eine geeignete Dokumentation zwingend vorgeschrieben
ist, wird sie leider noch immer nicht angemessen bewertet. Nicht
der Umfang, sondern die Qualität der Dokumentation, wie
o Gliederung
o Stichwortregister
o Verständlichkeit
o Richtigkeit
um nur einige zu nennen sind entscheidend. Es gibt immer noch
Hersteller von Messgeräten, die die Dokumentation für
ganze Baureihen in mehreren Sprachen drucken und dann zum Schutze
des Messgerätes, ihre Dokumentation als Einwickelpapier
benutzen. Wenn der Hersteller eines Mixers solche „bedruckten
Papiere“ ungeprüft seiner Dokumentation beifügt,
inkl. der Einbauanleitung, lässt dies Rückschlüsse
auf die gesamte Dokumentation zu.
· Probenahmemöglichkeiten
Es
ist vollkommen inakzeptabel wenn nicht ausreichend Probenahmemöglichkeiten
für biologische und chemisch-technische Proben vorhanden
sind. Bei einem vollautomatischen Mixer müssen diese Probenahmeventile
während der Reinigung automatisch geöffnet und geschlossen
werden!
· Kosten beim Produktwechsel (Produktionsstart/-ende)
Diese Kosten sind ganz offensichtlich.
Bei gut ausgeführten Systemen liegen hier die Hauptvorteile
von Inline Systemen.
· Verbrauch von CO2, Wasser, Strom,
Druckluft etc.
Der
CO2-Verbrauch ist zum großen Teil systembedingt. Druckentgasungen,
die häufig mit Batch-Systemen kombiniert werden, haben
einen höheren CO2-Verbrauch als Vakuumentgasungen. Systembedingt
ist es mit vertretbarem Aufwand nicht möglich, CO2-freie
Produkte mit Druckentgasungen herzustellen. Optimale Inline
Karbonisierungen mit Düsen oder statischen Mischern sind
für niedrige und hohe CO2-Gehalte gleichermaßen geeignet.
Tankbasierte Systeme, die häufig in Kombination mit Druckentgasungen
eingesetzt werden, sind hauptsächlich für hohe CO2-Gehalte
gut geeignet. Bei Inline Karbonisierungen kann der Kopfdruck
im Puffertank durch Druckluft oder Stickstoff (aus einfachen
Luftzerlegungsanlagen) erzeugt werden. Bei tank-basierten Systemen
ist dies nicht möglich.
Der
elektrische Anschlusswert ist häufig bei Inline Systemen
höher als bei batch Systemen.
Die weiteren Betriebs- und Investitionskosten
sind selbsterklärend.
Die
eingesetzte Technik und die Steuerung werden bei batch Systemen
meist wesentlich einfacher ausgeführt. Je nach technischer
Ausführung können mit batch Systemen sehr hohe Dosiergenauigkeiten
erreicht werden. Die Investitionskosten steigen mit der Größe
des Mixers proportional an.
Optimal
ausgeführte, betriebssichere Inline Mixer benötigen
einen bestimmten Steuerungsaufwand, wodurch Mixer mit kleinen
Volumenströmen überproportional hohe Investitionskosten
erfordern. Inline Mixer mit hohen Volumenströmen erreichen
fast die Investitionskosten der batch Mixer. Bei hohen Volumenströmen,
häufigen Produktwechseln und hohen Anforderungen an die
Reinigungs- und Sterilisierbarkeit sind gute Inline Systeme
die erste Wahl.
Die
Betriebssicherheit kann bei beiden Systemen sehr gut sein. Der
technische Aufwand eine hohe Betriebssicherheit zu gewährleisten
ist jedoch bei Inline Systemen höher.
Für sehr kleine Mengen kann es immer
noch wirtschaftlich sein, das fertige Getränk in einem
Tank zu mischen und von hier, ggf. über eine Inline Karbonisierung,
direkt zur Abfüllung zu bringen.
Je nach Anzahl der Produktwechsel und
der Kostensituation sind batch Systeme, sofern für den
Bedarfsfall einsetzbar, bei Volumenströmen unter 10m³/h
fast immer günstiger als Inline Mixer. Bei Volumenströmen
oberhalb 30 m³/h sind gute Inline Systeme fast immer im
Vorteil gegenüber batch Mixern. Bei der sogenannten „Durchschnittsanlage“
liegt der Schnittpunkt zwischen batch und Inline Mixern bei
18.000 l Stundenleistung.
Nur
durch eine tiefe, individuelle Prüfung unter Berücksichtigung
der zu erwartenden Gegebenheiten, kann man die Entscheidung
für ein bestimmtes System nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten
treffen.
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