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KZE-
und Pasteurisieranlagen - Auswahl, Auslegung, Alternativen
Als
Louis Pasteur feststellte, dass der Verderb von Getränken
durch mikroskopisch kleine Lebewesen verursacht wurde, versuchte
er diese Mikroorganismen zu inaktivieren.
Die
einfachste Möglichkeit stellte für ihn das Erwärmen
der fertig gefüllten Flaschen auf Temperaturen um 70°C
dar. Seine damals gewonnen Erkenntnisse bilden noch heute die
Grundlage für die thermische Behandlung von Getränken
mit dem Ziel den biologischen Verderb zu verzögern oder
zu unterbinden.
Es
gibt natürlich heute auch noch andere Möglichkeiten
das mikrobiologische Wachstum zu beschränken oder zu unterbinden.
Die
Entkeimungsfiltration lässt sich nur bei klaren Getränken
anwenden. Bei der Entkeimung von Wasser und Sole ist sie weit
verbreitet. Die Akzeptanz durch den Verbraucher ist extrem hoch.
Die Filtrationskosten können beträchtlich sein. Es
ist das einzige Verfahren, bei dem keine „Leichen“
im Getränk verbleiben, so dass es auch von Esoterikern
im allgemeinen akzeptiert wird. Bei Getränken die Fasern
oder eine Trübung enthalten sollen, kann die Filtration
natürlich nicht angewendet werden. Trotz der offensichtlichen
Einfachheit des Grundgedankens der Filtration, ist die technische
Umsetzung sehr häufig fehlerhaft und führt nicht zum
gewünschten Ergebnis.
Mit
modernen Separatoren kann der Keimgehalt einer Flüssigkeit
deutlich reduziert werden. Als Bakteriofugen bezeichnete Separatoren
werden hierfür in Molkereien eingesetzt.
Bei
allen anderen Verfahren verbleiben die inaktivierten Mikroorganismen
im Getränk. Wenn man es mit der Anzahl der Mikroorganismen
vergleicht, die man an einem einzigen Tag einatmet, ist die
Anzahl der im Getränk verbleibenden, inaktivierten Mikroorganismen
verschwindend gering. Trotzdem gibt es z.B. in Japan Stimmen,
die hierüber genauso ernsthaft diskutieren, wie deutsche
Politiker über Rußpartikelfilter oder Dosenpfand.
Ein
sehr wirkungsvolles und sehr produktschonendes Verfahren der
Entkeimung ist das Behandeln mit ?-Strahlen. Als reiner Energiestrahler
schließt der ?-Strahler eine Übertragung von Radioaktivität
auf das Produkt aus. ?-Strahlen werden sehr erfolgreich z.B.
bei der Sterilisation von chirurgischen Einmalinstrumenten verwendet.
In Europa sind im Bereich der Lebens- und Genussmittel ?-Strahlen
nur für die Entkeimung von Gewürzen erlaubt, da es
kein anderes, ähnlich wirksames, technisch anwendbares
Verfahren gibt, dass die wertvollen Bestandteile nicht schädigt.
Die Akzeptanz der Verbraucher für die Entkeimung mit ?-Strahlen
ist sicherlich äußerst gering. Dass das Verfahren
auch nicht besonders kostengünstig ist, interessiert deshalb
eigentlich nur noch am Rande.
UV-Strahlen
werden zur Wasserentkeimung eingesetzt. Falls UV-Strahler zum
Einsatz kommen, die Ozon erzeugen, hilft das Ozon bei der Entkeimung.
UV-Strahler funktionieren am Besten bei vollkommen sauberem,
reinem Wasser. Ihr Wirkungsspektrum ist besonders effektiv bei
Keimen, die üblicherweise im Getränkewasser nicht
vorkommen oder hier nicht wachsen können.
Bestandteile
des Getränkes, die eine desinfizierende oder konservierende
Wirkung haben, müssen nicht unbedingt Desinfektions- oder
Konservierungsmittel im eigentlichen Sinne sein sondern sie
können als „natürliche“ Bestandteile des
Getränks gebräuchlich und allgemein akzeptiert sein.
Der häufigste Bestandteil von Erfrischungsgetränken
ist Kohlendioxid, das den pH-Wert absenkt und alleine dadurch
zahlreiche Keime am Wachstum hindert. Aerobe Keime können
in einem CO2-haltigem Milieu kaum wachsen. Neben CO2 senken
auch die üblicherweise in Erfrischungsgetränken vorhandenen
Säuren (meist Fruchtsäuren wie Zitronen- und Apfelsäure
oder in koffeinhaltigen Getränken die Phosphorsäure)
den pH-Wert. In Portwein oder Pineau (mit Weinbrand still gemachter
Traubensaft) wird Weinbrand als Konservierungsmittel eingesetzt.
Hopfenextrakt ist das Konservierungsmittel im Bier. Zucker,
Salz und Rauch wurden bei vielen Lebensmitteln zur Konservierung
eingeführt.
Deklarationspflichtige
Konservierungsmittel werden von vielen Konsumenten negativ gesehen,
so dass die Hersteller bevorzugt Produkte ohne deklarationspflichtige
Konservierungsmittel vermarkten. In Getränken zum Einsatz
kommende Desinfektionsmittel zerfallen sehr schnell nach dem
Zusatz zum Produkt, so dass sie im verkaufsfähigen Produkt
nicht mehr nachgewiesen werden können. Die üblicherweise
eingesetzten Desinfektions- und Konservierungsmittel wirken
spezifisch auf bestimmte Gruppen von Mikroorganismen. Sie sind
nur sehr bedingt dazu geeignet eine unsaubere Arbeitsweise zu
kompensieren.
Das
heute gebräuchlichste Verfahren, um eine vorhersehbare,
reproduzierbare Inaktivierung von Keimen zu erreichen, ist die
thermische Behandlung. Prinzipiell werden hier zwei Verfahren
unterschieden, zum einen die thermische Behandlung des Getränkes
im fertig abgefüllten Behältnis und zum anderen, die
thermische Behandlung eines Getränkes oder Bestandteile
des Getränkes im Durchflussverfahren. Letzteres Verfahren
wird auch
· Kurzzeiterhitzung (KZE),
· Hochkurzzeiterhitzung (HKZE oder insbesondere in den
neuen Bundesländern auch HKE),
· UHT (ulltra hohe Temperatur insbesondere im Molkereibereich)
oder aber auch als
· Durchlauf-Pasteur oder „neudeutsch“ als
· Flash Pasteurizer bezeichnet.
Je nach Anwendung betragen die Behandlungstemperaturen etwa
70°C bis über 120°C. Man könnte versuchen,
die obigen Bezeichnungen bestimmten Anwendungen oder Temperaturbereichen
zuzuordnen. In der Praxis werden die nicht näher bezeichneten
Abkürzungen jedoch mehr oder weniger wahllos benutzt.
Eine
thermische Behandlung (Pasteurisierung) der fertig abgefüllten
Getränkepackung ist - richtig angewandt - eine sehr sichere
Methode. Um den Kernbereich in der Packung jedoch ausreichend
zu erwärmen, erfahren die äußeren Schichten
eine deutlich höhere Pasteurisierung als erforderlich.
Bei empfindlichen Produkten kann das die Qualität des Produktes
mindern. Die Investitions- und Betriebskosten solcher Pasteure,
die entweder als Tunnel- oder für kleinere Leistungen als
Kammerpasteure ausgeführt werden, sind erheblich.
Wenn
das Getränk oder ein Teil davon im Durchlauf pasteurisiert
wird, sollte das Getränk entweder robust genug sein kleinere
Keimgehalte selbst unterdrücken zu können oder die
weitere Behandlung sollte unter aseptischen Bedingungen erfolgen.
Aseptische
Abfüllanlagen sind seit einigen Jahren auf dem Markt und
werden vornehmlich dort eingesetzt, wo eine Pasteurisierung
in der fertigen Packung aus technischer Sicht nicht möglich
ist, weil die Verpackung aus Kunststoff die thermische Behandlung
nicht schadlos überstehen würde.
Prinzipiell
sollte man deshalb unterscheiden, in Anlagen für klassische
Produkte, die meist mit CO2 und niedrigem pH-Wert auf konventionellen
Abfüllanlagen abgefüllt werden und in Anlagen, die
mit aseptischen Abfüllanlagen kombiniert werden und empfindlichere
Produkte mit höheren pH-Werten und ohne CO2 behandeln.
Bei
den Anlagen für die klassischen Produkte und Abfüllanlagen
kann entweder
· nur der Einfachsirup,
· der Fertigsirup,
· das Fertiggetränk ohne CO2 oder
· das Fertiggetränk mit CO2
pasteurisiert werden.
Zum
Einsatz kommen fast ausschließlich Plattenapparate mit
3 Abteilungen (Abb.1)
Falls
nicht das Fertiggetränk mit CO2 pasteurisiert wird, muss
sichergestellt werden, dass auch alle anderen Bestandteile des
Getränks so behandelt werden, dass ein mikrobiologisches
Wachstum im fertig abgefüllten Getränk, bis zum Erreichen
des Mindesthaltbarkeitsdatums, nicht zum Verderb des Getränkes
führen kann.
Am
einfachsten ist dies beim Fertiggetränk ohne CO2 zu erreichen,
da eine Sterilfiltration von CO2 und der Bau einer entsprechenden
Karbonisierung technisch relativ einfach zu realisieren sind.
Der Vorteil einer solchen Verfahrensweise ist, dass die Anlage
mit wesentlich geringeren Drücken betrieben werden kann,
was die Investitions- und Betriebskosten reduziert. Insbesondere
wenn sehr hoch karbonisierte Getränke pasteurisiert werden
sollen, kann der apparative Aufwand sonst überproportional
ansteigen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil insbesondere
für Länder mit hohen Wassertemperaturen ist die Möglichkeit
die Austrittstemperatur niedriger als die Eintrittstemperatur
zu wählen, so dass nicht nur bei der Abfüllung sondern
auch beim Karbonisieren mit geringeren Drücken gearbeitet
werdet kann.
Häufig
wird die Frage gestellt, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist,
Fertigsirup statt unkarbonisiertes Fertiggetränk zu pasteurisieren,
da man im andern Falle ja eine Menge Wasser pasteurisieren würde.
Wie so häufig hängt die Antwort von den Betriebsbedingungen
ab und lässt sich nicht mit ja oder nein beantworten. Die
Kosten der Pasteurisierung setzen sich im wesentlichen aus 3
Bereichen zusammen:
· Investitionskosten bzw. Abschreibung
· Betriebskosten (Energie, Wartung etc.)
· Kosten beim Produktwechsel und Anfahren der Anlage
(insbesondere Produktverluste)
Da
die physikalischen Eigenschaften des Sirups sich von denen des
unkarbonisierten Getränks deutlich unterscheiden, wird
man feststellen, dass die benötigte Wärmeübertragungsfläche
und das Füllvolumen des Plattenapparates nicht im selben
Verhältnis unterschiedlich sind, wie es der Volumen- oder
Massenstrom vermuten ließe. Da der Sirupapparat im direkten
Verhältnis zum Apparat für Getränk spezifisch
größer ist, bedeutet dies, dass sich mehr Zucker
und Grundstoff im Apparat befinden als beim Getränkeapparat.
Beim Produktwechsel gehen dementsprechend mehr Zucker und Grundstoff
durch eine wirtschaftlich nicht verwertbare Mischphase verloren.
Ebenso wird man bei einem höheren Wärmerückgewinnungsgrad
feststellen müssen, dass die Produktverluste beim Produktwechsel
deutlich höher ausfallen, als bei einem geringer gewählten
Wirkungsgrad. Der vermeintliche Vorteil des höheren Wirkungsgrads
macht sich hier wie beim Apparat für Fertigsirup erst nach
einer bestimmten ununterbrochenen Produktionsdauer ohne Produktwechsel
bemerkbar. Neben den unvermeidbaren Produktverlusten ist zu
bedenken, dass sich häufig die Reinigung aufwendiger gestaltet,
da eine Reinigung der Getränkeleitung über den Sirupweg
durch den Plattenapparat hindurch eventuell nicht mehr möglich
ist, da die maximal zulässige Strömungsgeschwindigkeit
im Plattenapparat möglicherweise überschritten wird.
Ferner muss durch geeignete Maßnahmen die Keimarmut des
Getränkewassers sichergestellt werden. Hieraus ergibt sich
für die meisten Anwendungsfälle ein Vorteil für
die Getränkepasteurisierung.
Falls
ein empfindliches Produkt auf einer aseptischen Abfüllanlage
abgefüllt werden soll, könnte prinzipiell eine konventionelle
Kurzzeiterhitzungsanlage eingesetzt werden. Häufig wird
man jedoch eine höhere Behandlungstemperatur und kürzere
Heißhaltezeit fordern. Ob diese Forderung Sinn macht,
soll an dieser Stelle nicht erörtert werden.
Die
übliche Installation mit Sekundärkreislauf reagiert
träge auf Volumenstromänderungen. Um die Unzulänglichkeiten
dieser Konstruktion auszugleichen ist eine relativ lange Heißhaltezeit
von 30 Sekunden sinnvoll. Bei höheren Temperaturen findet
ein Großteil der wirksamen thermischen Entkeimung innerhalb
der Wärmeübertrager statt. Die notwendige Berechnung
der thermischen Last gestaltet sich wesentlich aufwendiger,
als dies bei Temperaturen um 70°C herum üblich ist,
sofern man nicht sehr einfache Algorithmen anwendet und eine
unkontrollierte Überpasteurisierung akzeptiert.
Für
unkarbonisierte Getränke kann hier eine Technik eingesetzt
werden, wie sie für ESL Milch (extended shelf life Milch
„die Längerfrische“) im Einsatz ist. Zur Erhitzung
auf Pasteurisationstemperatur wird das Produkt in einen mit
Dampf vorgespannten Tank gesprüht. Das Produkt nimmt sehr
schnell die Temperatur des Dampfes an, der im Produkt kondensiert,
kurz darauf wird das Produkt in einen Tank gesprüht, der
sich in einem definierten Unterdruck befindet, hierdurch verdampft
im wesentlichen die Menge, die vorher kondensiert ist und es
stellt sich wieder eine Temperatur ein, mit der das Produkt
in die Regenerationsabteilung geleitet werden kann. Dies ist
das z.Zt. produktschonendste Verfahren, da die Erhitzung und
Abkühlung nicht nur extrem präzise sondern auch äußerst
schnell durchgeführt werden kann.
Wenn
man das Erhitzerpaket, durch einen Rohrbündel-Wärmeübertrager
ersetzt, und diesen Wärmeübertrager direkt mit Dampf
beheizt, kann man die maximale Behandlungstemperatur unter Senkung
der Grenzflächentemperatur sehr genau einstellen. Wegen
der besseren Wärmeübertragung von kondensierendem
Dampf gegenüber Warmwasser, kann auch die Erhitzungsgeschwindigkeit
bei verminderter thermischer Belastung erhöht werden. Die
Unterschiede fallen jedoch nicht so dramatisch aus, wie beim
Verfahren für ESL Milch.
Zusammenfassung:
Der Markt fordert sehr lange biologische Haltbarkeiten. Ein
wirklich universelles Entkeimungs-Verfahren für alle Produkte
ist aus wirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll. Einige Verfahren
leiden unter mangelnder Kundenakzeptanz. Eine Wärmebehandlung
ist in den meisten Fällen der wirtschaftlich sinnvollste
Kompromiss. Heutige Anlagen nutzen die technischen Möglichkeiten
meist nicht aus und werden häufig auch nicht optimal betrieben.
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MS-Excel Arbeitsblatt Berechnung Pasteurisationseinheiten
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MS-Excel Arbeitsblatt Berechnung mittlere logarithmische Temperaturdifferenz
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MS-Excel Arbeitsblatt Berechnung des k-Wertes bei ausgeführter
Anlage
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