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Wirtschaftlich
optimierte Probenahmesysteme
Die einfachsten Probenahmesysteme sind zum einen
- das Herausschöpfen aus drucklosen Gefäßen und
zum anderen
- kleine Kükenhähne.
Heutigen
Anforderungen genügen diese Systeme, von Ausnahmen abgesehen,
kaum noch. Beim Herausschöpfen ist es z.B. kaum möglich
eine repräsentative Probe zu entnehmen, sofern der Behälter
nicht relativ klein und der Inhalt vorher homogenisiert wurde.
Beim Herausschöpfen von heißen oder z.B. ätzenden
Medien ist die Unfallverhütung zumindest problematisch.
Kükenhähne sind wartungsintensiv, sie
müssen manuell gereinigt und regelmäßig eingefettet
werden. Sie sind anfällig für Verschleiß (Riefenbildung),
der nur durch ein relativ aufwendiges Einschleifen repariert werden
kann.
Wenn
man nun von Ausnahmen absieht, wo z.B. aus einem Gewässer
eine Probe genommen werden soll, werden üblicherweise in
der Getränkeindustrie flüssige Proben aus Behältern
oder Rohrleitungen entnommen.
Besonders
in der Wareneingangsprüfung werden natürlich auch Trockenstoffe,
wie Zucker oder Zitronensäure beprobt. Die Probenahme im
Rahmen der Wareneingangsprüfung unterscheidet sich ebenso
wie Kontrollen der Lagerware jedoch deutlich von
- der Produktionskontrolle und
- der Qualitätsprüfung im Betrieb.
Viele
Betriebe unterscheiden nicht nach Produktions- und Qualitätsproben.
Aus Sicht des Verfassers ist eine strikte Trennung jedoch zu empfehlen.
Produktionsproben werden genommen, um die Produktion zu steuern.
Es gibt bei den Produktionsproben keine statistische Auswertung
von Fehlern, da es keine Fehler gibt!
Dies soll an nachfolgendem Beispiel erläutert
werden: Ein Arbeiter soll eine 2 m tiefe Grube ausheben, er wird
regelmäßig „als Produktionskontrolle“ messen
wie tief seine Grube ist, falls er zu tief gegraben hat, wird
er ggf. bereits ausgehobenes Material zurück schütten.
Im „Normalfall“ wird er jedoch so häufig bzw.
frühzeitig messen, dass dieser Fall nicht eintritt.
Bei
der Qualitätsprüfung hingegen wird die produzierte Qualität
geprüft, am einleuchtendsten kann man dies am Beispiel der
Lagerkontrolle darstellen. Flaschen die sich im Lager befinden
werden ohne weitere Prüfung durch die Produktion ausgeliefert
und verkauft. Die Qualitätsprüfung ist jedoch nicht
nur eine Überprüfung ob die Mitarbeiter in der Produktion
ihre Arbeit richtig gemacht haben, sondern sie überprüft
das Gesamtsystem, d.h. wenn z.B. bei der Lagerkontrolle festgestellt
wird, dass Abrieb der Verschlüsse auf dem Getränk schwimmt,
kann dies daran liegen, dass die Mitarbeiter der Produktion den
Hopper nicht richtig gereinigt haben, es kann aber auch ein erhöhter
Abrieb der Verschlüsse die Ursache sein.
Nachfolgend wird der Bereich der Probenahme flüssiger
und gasförmiger Medien dargestellt.
Je nach Zweck der Probenahme kommen verschiedenaufwendige
Probenahme-systeme zum Einsatz.
Es gibt Bereiche die geringste Anforderungen an
die Probenahme stellen, dies sind Medien, die weder direkt noch
indirekt mit dem Produkt in Berührung kommen, wie z.B. Kesselspeisewasser.
Hier findet man häufig Kükenhähne (Abb. 1). Wie
bereits gesagt, haben sie diverse Nachteile, viel sinnvoller ist
hier der Einsatz eines kleinen Industrie-Kugelhahns. Diese sind
· äußerst preiswert,
· zuverlässig und
· wartungsfrei
Im Falle eines Defektes werden sie nicht repariert sondern ausgewechselt.
Die Proben von gasförmigen Medien, meist
· CO2,
· Stickstoff oder
· Druckluft
sind ähnlich wie Produktproben zu betrachten. Die Strömungsgeschwindigkeit
in Gasleitungen ist üblicherweise deutlich höher als
in flüssigkeitsführenden Leitungen. Gase sind üblicherweise
sehr trocken, Kondensate in gasführenden Leitungen kommen
in modernen Betrieben nicht mehr vor. Somit ist ein mikrobiologisches
Wachs-tum nicht möglich. Obwohl die obengenannten Gase meist
nicht keimfrei sind, denn es gibt einige Mikroorganismen die Temperaturen
von 80°C, wie sie in Kompresso-ren auftreten, oder tiefkalte
Temperaturen, wie sie bei der CO2-Verflüssigung entstehen,
überstehen, ist der Keimgehalt in einem Gasnetz nahezu konstant.
Gasleitungen sind meist nicht reinigungsfähig ausgeführt.
Einige Betriebe sterilisieren ihre Gasleitungen regelmäßig
mit feuchter Hitze. Dies ist eigentlich nur für den Bereich
ab einschließlich Sterilfilter sinnvoll.
Gasproben werden zur Ermittlung der
· Reinheit (inkl. geruchsintensiver Spurenverunreinigungen),
zum Feststellen des
· Taupunktes und ggf. zur Ermittlung der
· mikrobiologischen Belastung entnommen.
Für nichtbiologische Proben, können Industriekugelhähne
eingesetzt werden. Für biologische Proben bietet sich ein
sterilisierbares, robustes Kolbenventil wie z.B. die Type 722
von Nocado (Abb. 2) an. Die Reinigungsfähigkeit des Probenahmeventils
ist hier sekundär, zum einen weil praktisch keine Verschmutzungen
auftreten und zum anderen, da durch die hohe Strömungsgeschwindigkeit
ein Austausch an den Grenzflächen kaum stattfinden kann.
Im
Bereich von Flüssigkeiten, die indirekt mit dem Produkt in
Berührung kommen, dies sind insbesondere Reinigungsflüssigkeiten
und Wasser aus der CIP-Anlage, sollten Kriterien ähnlich
wie bei der Produktprobenahme angewandt werden. Reinigungslösungen
werden jedoch selten mikrobiologisch untersucht, obwohl dies sehr
sinnvoll wäre. Der Keimgehalt in Reinigungslösungen
kann erheblich sein, weshalb CIP Anlagen regelmäßig
„gecipt“ werden, und in mikrobiologisch kritischen
Bereichen die verlorene Reinigung bevorzugt wird. Ein sterilisierbares,
robustes Kolbenventil wie die Type 722 (Abb.2) ist auch hier die
erste Wahl.
Bei
der Entnahme von Getränk oder Bestandteilen von Getränk
wie Wasser oder Sirup, sind weitere Kriterien zu berücksichtigen.
Häufig werden hier Kükenhähne eingesetzt. Wenn
sie gepflegt und manuell gereinigt werden, erfüllen sie scheinbar
ihren Zweck. Da jedoch nach der Probenahme in der Bohrung des
Kükens Produkt ver-bleibt und dieses der Umgebungstemperatur
ausgesetzt ist, kann es innerhalb des Kükenhahnes zu mikrobiologischem
Wachstum kommen.
Bei der mikrobiologischen Probenahme wird üblicherweise
der Kükenhahn Hitze ste-rilisiert, falls jedoch nur eine
chemisch-technische Produktionskontrolle entnommen wird, kommt
es insbesondere beim langsamen Öffnen zu einer Vermischung.
Dies kann zu einer mikrobiologischen Kontamination des Produktes
führen. Glücklicher-weise sind die meisten Produkte
so robust, dass eine solch kleine Kontamination nicht zu einem
nennenswerten mikrobiologischem Wachstum und somit zum Verderb
des Produktes führt.
Meist
werden aus Kostengründen hier Probenahmeventile, wie das
genannte Kolbenventil eingesetzt. Auf der Produktseite wird es
mit der normalen CIP gereinigt, wenn es bei der CIP leicht geöffnet
ist, wird auch der innere Bereich des Ventils mitgereinigt. Nach
einer Probenahme fließt das Produkt weitgehend ab.
Es ist zu empfehlen, nach der Probenahme mit Hilfe
einer mit Wasser gefüllten Spritzflasche, Produktreste abzuspülen,
die andernfalls antrocknen und bei einer Spülung mit Äthanol
vor einer weiteren Probenahme, sonst nur schwer zu entfernen sind.
Einige Betriebe bevorzugen für die mikrobiologische Probenahme
Ventile mit einer Membrane (Abb.3), die mit einer Spritze durchstochen
wird. Das Reinigen und Sterilisieren scheint hier einfacher zu
sein, wobei bei einem nicht sehr sorgfältigen Arbeiten, Keime
mit der Außenseite der Spritzennadel über die Membran
ins Produkt gelangen können. Die chemisch technische Probenahme
geschieht bei diesem Pro-benahmeventil „konventionell“,
durch Drehen an der großen Rändelschraube.
Für aseptische Prozesse sind die genannten
Probenahmeventile jedoch weniger gut geeignet. Die Konstruktionen
dieser Probenahmeventile stammen meist aus den sechziger und siebziger
Jahren.
Bei
aseptischen Prozessen ist es wichtig eine Kontamination der Anlage
nach dem Sterilisieren sicher auszuschließen. Dies wird
üblicherweise dadurch erreicht, dass nach dem Sterilisieren
die gesamte Anlage mit einem sterilen Medium gefüllt unter
Überdruck gehalten wird. Während des Sterilisierens
sind alle Anlagenteile mit feuchter Hitze zu spülen, hierzu
müssen auch die Probenahmeventile geöffnet werden. Beim
Beenden des Sterilisiervorganges müssen alle Ventile inkl.
der Probenahme-ventile unverzüglich geschlossen werden. Dies
geschieht sinnvollerweise automatisch.
Das Aseptische Membran-Probenahmeventil (Abb.
4) wird in der Standardausfüh-rung in einer kombinierten
Hand-/ Automatikversion gefertigt. Die Membrane schließt
sehr nahe am Produktstrom ab. Durch einen metallischen Anschlag
im Ventil wird verhindert, dass durch ein zu weites Schließen
die Membran beschädigt wird. Die Gestaltung von Membran und
Gehäuse gewährleisten eine optimale Reinigung und ein
vollständiges Entleeren. Die Membran ist als Rollmembran
ausgelegt, d.h. der Elastomer wird nicht auf Druck oder Zug belastet.
Selbst nach 1 Million Öffnungen im Testfeld konnte kein mechanischer
Verschleiß an der Membran festgestellt werden. Obwohl als
Aseptisches Probenahmeventil bezeichnet, wird es in dieser Ausführung
fast ausschließlich im nichtaseptischen Produktbereich eingesetzt.
Vor
einem Öffnen des Probenahmeventils sollte das Ventil in aseptischen
Prozessen immer erst sterilisiert werden, um beim Anfang des Öffnens
eine Kontamination an der Grenzschicht auszuschließen. Das
bedeutet, diese Sterilisation findet unabhängig davon statt,
ob eine mikrobiologische oder eine chemisch-technische Probe entnommen
werden soll.
Abbildung
5 zeigt eine entsprechende Anordnung. Das Aseptische Probenahmeventil
hat zwei Ports. Der eine Port ist über ein weiteres Aseptisches
Membranprobenah-meventil fest mit einer Dampfleitung verbunden.
Zweckmäßigerweise wird das „Dampfventil“
manuell geöffnet. Das Aseptische Probenahmeventil ist am
Auslauf mit einem Temperaturaufnehmer ausgerüstet. Die Steuerung
überwacht die ausreichende Sterilisation und gibt das Probenahmeventil
frei. Im einfachsten Falle, erfolgt die Freigabe nur durch eine
optische Meldung, es ist jedoch auch möglich das Probenahmeventil
mechanisch zu blockieren und nur bei ausreichender Sterilität
freizugeben. Die eigentliche Probenahme kann durch manuelles Öffnen
des Ventils durchgeführt werden. Das Öffnen des Ventils
wird über eine automatische Endlagenüberwachung in der
Steuerung registriert.
Aseptische Probenahmeventile werden prinzipiell
eingeschweißt.
Andere
Probenahmeventile werden meist mit Außengewinde oder mit
Kegelstutzen und Nutmutter nach DIN 11.851 geliefert. Die Verbindung
mit Kegelstutzen und Nutmutter nach DIN 11.851 ist aus hygienischer
Sicht akzeptabel, wobei die Dichtung regelmäßig zu
wechseln ist. Durch die Verschraubung ist die Abdichtung vom Produktstrom
weit entfernt. Eine solche Installation ist definitiv nur CIP-fähig,
wenn das Probenahmeventil während der Reinigung geöffnet
wird. Das Produkt in dieser Stichleitung ist ähnlich negativ
zu sehen, wie Produkt, das in einem Küken- oder Industriekugelhahn
(Anm.: Industriekugelhähne haben prinzipiell keinen Spülanschluss
wohingegen hygienische Kugelventile prinzipiell mit Spülanschluss
ausgerüstet werden, Hygienische Kugelventile finden jedoch
als Probenahmeventile keine Verwendung) eingesperrt wird.
Die
Mehrzahl der Probenahmehähne und -ventile wird jedoch mit
Außengewinde bestellt. Ein Hersteller liefert sogar eine
flache Dichtscheibe mit. Dies ist aus hygienischer Sicht ebenso
inakzeptabel, wie eine Abdichtung mit Hanf oder Teflonband. In
all diesen Fällen füllt sich das Gewinde mehr oder weniger
mit Produkt. Da es hier keinerlei Produktaustausch gibt und keine
Reinigung statt findet, sind dies beste Voraussetzungen für
mikrobiologisches Wachstum. Wenn Probenahmeventile mit Außengewinde
eingesetzt werden, dann sollten sie ausschließlich mit kurzen
Einschweiß-Sondermuffen montiert werden. Diese Muffen bieten
eine frontbündige O-Ringabdichtung und eine Leckagebohrung
die anzeigt, dass der O-Ring versagt hat. Ohne diese Leckagebohrung
kann es vorkommen, dass in das Gewinde eingedrungenes Produkt
durch Antrocknen das Leck verschließt.
Wenn
man überlegt, wie viele Probenahmeventile in einem Betrieb
insgesamt im Produktbereich eingesetzt sind und wenn man den absoluten
Wert dieser Probenahmeventile ins Verhältnis zum Risiko,
das von unzureichenden Probenahmeventilen ausgeht, setzt, sollte
man nur die allerbesten Probenahmeventile einsetzen.
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